RTL macht gegen Springer mobil

■ Im Schlagabtausch um die Aufteilung der Medienlandschaft vergleicht der Programmdirektor von RTL plus, Thoma, die vom Springer–Verlag dominierte Konkurrenz SAT–1 mit dem Hugenberg–Konzern

Berlin (taz/dpa) - Einen „Höhepunkt verfehlter Medienpolitik“ nannte gestern der RTL plus–Geschäftführer Helmut Thoma gegenüber der taz die Entscheidung des Berliner Kabelrates, SAT–1 die erste Frequenz für einen privaten drahtlosen Fernsehkanal in Berlin zu erteilen. Bei der Entscheidung hatte eine Zusage von SAT–1, über 32 Millionen Mark allein in Berlin zu investieren, den Ausschlag gegeben. Da das Unternehmen ähnlich lautende Zusagen auch in anderen Bundesländern gegeben habe, müsse es über das „zweifache Budget“ verfügen. Tatsächlich könne das Konsortium nach eigenen Angaben aber bundesweit mit nur 150 Millionen Mark operieren. Daß weder Wirtschaftsprüfer noch Sachverständige vom Kabelrat zu Rate gezogen wurden, ist für Thoma ein Indiz, daß es sich um eine „verkleidete politische Entscheidung“ handle. SAT–1, so Thoma, sei „de facto von der Axel Springer AG und sehr konservativen Kreisen beherrscht“. Gegenüber dieser Durchkonstruktion der Medienlandschaft sei die Verflechtung des Weimarer Hugenberg–Konzerns „relativ harmlos“. Den Politikern machte er den Vorwurf, sie seien „auf dem besten Wege ein Meinungsmonopol zu schaffen, das in keinem anderen demokratischen Staat möglich wäre“. Während SAT–1 weitgehend von Springer und dem Münchner Filmhändler und Straußfreund Leo Kirch dominiert wird, stützt sich RTL plus auf die WAZ–Gruppe Bertelsmann und die FAZ. Laut Thoma erwägt RTL plus rechtliche Schritte gegen die Berliner Entscheidung. Man überdenkt außerdem eine Teilnahme an der Berliner Funkausstellung 1987. Die zuständigen Berliner Stellen bewerteten Thomas Äußerungen gestern als die Reaktion eines „Verlierers“. bmm