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Der Sandinisten unaufhaltsamer Fall in den süßen Luxus

■ Über Joint–Ventures will Nicaragua den Tourismus aus Europa und Kanada entwickeln, um mit Kasino–Dollars und Schönheitsfarmen der Devisenknappheit zu begegnen

Aus Managua Ralf Leonhard

Mit Luxusstränden und Kasinos will Nicaragua den devisenbringenden Massentourismus ins Land locken, und wo bisher eilige Delegationsreisende, zynische Journalisten und schmuddelige Brigadisten untergebracht wurden, sollen demnächst sonnenhungrige Urlauber unterhalten werden. Tourismusminister Herty Lewites hat eine Serie von Joint– Ventures eingefädelt, die den Ausbau der Tourismus–Infrastruktur fast ohne nicaraguanische Eigeninvestitionen ermöglichen. Das Hotel Intercontinental, heute schon bevorzugter Treffpunkt und unentbehrliche Gerüchtebörse für Ausländer, soll mit italienischem Kapital zu einer Art Fitness–, Schönheits–, Einkaufs– und Unterhaltungszentrum ausgebaut werden. Außerdem sind in der Erweiterung 220 neue Zimmer vorgesehen. Auch die Bettenkapazität im Hotel Mercedes, gegenüber vom Flughafen, soll noch rechtzeitig zur Tagung der Interparlamentarischen Union im April verdreifacht werden. Das Geld dafür kommt aus Panama. Am ehemaligen Privatstrand Somozas in Montelimar möchte der Tourismusminister eine Erholungsenklave für Sommerfrischler aus Europa und Kanada einrichten - „150 Bungalows, ein Kabarett, Geschäfte, ein Kasino, Sportplätze“. Monte Carlo in Nicaragua? Eher eine Taschenausgabe von Las Vegas: Im Kasino sollen nur dem Boden zu stampfen. „Wir leben in einem Land, wo viele Leute Dollars beziehen. Was ist schlecht daran, wenn wir diese Devisen absorbieren?“ Geschröpft werden allerdings nicht die Reichen, sondern diejenigen, die keinen Zugang zum bestsortierten Supermarkt Managuas, dem „Diplomatenshop“, haben: Er ist derzeit eine der wichtigsten Nachschubquellen für den Dollar– Schwarzmarkt, wo ausländische Produkte oft zum drei– bis vierfach überhöhten Preis verhökert werden.

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