Unruhen in Westbank

■ Brandanschlag auf israelische Familie / Übergriffe und Zerstörungen durch Demonstration empörter Siedler

Aus Tel Aviv Amos Wollin

In einer Reaktion auf einen Brandanschlag sind rund 600 aufgebrachte jüdische Siedler am Samstag durch die arabische Ortschaft Kalkilya in der besetzten Westbank gezogen, wo sie Autos und Felder in Brand setzten und Häuser beschädigten. Zuvor war eine Siedlerin ums Leben gekommen, als Unbekannte einen Molotow– Cocktail gegen ihr Auto warfen. Ihr Mann und drei Kinder des Ehepaares sowie ein weiteres Kind erlitten bei dem Anschlag zum Teil lebensgefährliche Brandverletzungen, wie ein israelischer Militärsprecher mitteilte. Der Anschlag ereignete sich in der Nähe der Siedlung Menashe und der Ortschaft Kalkilya. Die israelischen Behörden vehängten eine Ausgangssperre über das Dorf zwei weitere arabische Orte. Die empörten Demonstranten, die aus mehreren Siedlungen in der Westbank zusammenströmten, forderten die Vertreibung aller Palästinenser und die Zerstörung von Orangenhainen in arabischem Besitz entlang der Straßen. Shlomo Kattan, der Bürgermeister von Menasche, wo 2.000 Siedler leben, erklärte, die Ereignisse seien „das Ergebnis von all dem Gerede (von Außenminister Peres) über eine internationale Konferenz“. Die Leiter aller jüdischen Siedlungen in der Westbank wollten sich noch am Sonntag treffen, um über weitere Aktionen zu beschließen. Innenminister Shapira forderte abschreckende Maßnahmen der israelischen Armee gegen die arabische Bevölkerung und Bestrafungsaktionen wie etwa das Versiegeln von Häusern, das Niederreißen von Pflanzungen entlang der Straßen und die Deportation von Palästinensern, die Steine oder Brandbomben werfen. Ein Sprecher der Bürgerrechtspartei warf dagegen Ministerpräsident Shamir und dessen Likud– Block vor, sie schürten Spannungen und verhinderten eine politische Lösung des israelisch–arabischen Konflikts.