: Raschid Karameh bei Anschlag getötet
■ Hubschrauber mit dem libanesischen Ministerpräsidenten an Bord in die Luft gesprengt / Innenminister leicht verletzt / Gespannte Lage im Südlibanon
Beirut (afp) - Der libanesische Ministerpräsident, Raschid Karameh, ist am Montag in einem Militärhubschrauber einem Sprengstoffanschlag zum Opfer gefallen. Polizeiangaben zufolge befand er sich zusammen mit Innenminister Abdallah Rassi (58) auf dem Rückflug aus seinem nordlibanesischen Heimatort Tripolis in die Hauptstadt Beirut. Nach dem Bericht eines Überlebenden explodierte die Sprengstoffladung, die unter dem Sitz des Ministerpräsidenten hinter dem Piloten deponiert worden war, fünf Minuten nach Abflug des Hubschraubers. Zu dem Zeitpunkt habe die Maschine den Ort Enfeh überflogen, eine Gegend, die seit 1976 von syrischen Truppen kontrolliert wird. Dem Pilot sei es jedoch gelungen, die brennende Maschine auf dem Militärflughafen von Halate, 32 Kilomter vor Beirut, notzulanden. Die Leiche Karames und weitere elf Personen, die sich an Bord des Hubschraubers befanden, wurden unterdessen in das „Mar–Sir“–Krankenhaus von Byblos (Dschubeil) gebracht. In den sunnitischen Vierteln Beiruts ließen die Geschäfte ihre Vorhänge herunter. In Tripolis wurden Läden und Schulen geschlossen. In der ganzen Stadt waren vereinzelt Schüsse zu hören, viele Menschen auf der Straße brachen in Tränen aus. Eine sehr gespannte Situation herrschte am Montag im Südlibanon, wo großangelegte Angriffe der pro–iranischen Fundamentalisten des islamischen Widerstands (IR) auf israelische Truppen und deren Verbündete der Südlibanesischen Armee (SLA) am Sonntag 22 Todesopfer forderten. Mindestens 44 Menschen wurden verletzt. Beim Gegenschlag israelischer Verbände und der SLA auf Dörfer außerhalb der von Israel errichteten südlibanesischen „Sicherheitszone“ wurden drei Zivilisten getötet und 17 weitere verletzt. Wie der Rundfunksender der pro–israelischen Miliz (SLA) „Stimme der Hoffnung“ meldete, sind bei dem Großangriff gegen drei ihrer Stellungen bei Jezzin, 73 Kilometer südöstlich von Beirut, elf ihrer Milizionäre gefallen, 26 wurden verletzt. Die anderen elf Toten und zwölf Verletzten waren Soldaten des pro–iranischen Widerstands gegen Israel. Bei Luftangriffen wurden auf israelischer Seite sechs Soldaten verletzt, wie ein israelischer Militärsprecher mitteilte. Israelische Streitkräfte hätten den Angriff mit einem Sperrfeuer auf gegnerische Stellungen beantwortet. Nabib Berri, Chef der schiitischen Amal–Miliz, die die Region kontrolliert, deren Mitglieder jedoch nicht dem bewaffneten Arm der Hisbollah angehören, hat seine Truppen im Süd–Libanon in maximale Alarmbereitschaft versetzt, wie die amtliche Amal– Agentur ANI meldete. Er schließe eine breitangelegte Militärintervention Israels nicht aus, hieß es. Noch unbestätigten Berichten zufolge sind israelische Panzereinheiten in der Gegend von Jezzin zusammengezogen worden. Siehe auch Seite 7
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