: Nicaraguas Kardinal gerät in den Strudel der Irangate–Affäre
■ Die neue Newsweek enthüllt, daß Kardinal Obando y Bravo CIA–Gelder erhielt / Obando weist Vorwürfe zurück / Gottesdienste für die Contra hatte er früher schon gehalten
Aus Managua Ralf Leonhard
Als gemeine Verleumdung wies Nicaraguas Kardinal Miguel Obando y Bravo eine Meldung des US–Nachrichtenmagazins Newsweek zurück, wonach er Gelder vom Geheimdienst CIA angenommen habe. Newsweek berichtet in ihrer jüngsten Ausgabe, daß im Zuge der Nachforschungen nach der illegalen Finanzierung der Contras ein Bank beleg mit der Unterschrift des Erzbischofs von Managua gefunden wurde. Obando soll mindestens 150.000 Dollar von der CIA und später aus dem Contra–Versorgungsnetz Oliver Norths entgegengenommen haben. Die Gelder seien an die Erzdiozese Managua überwiesen worden, ohne daß sich Obando über deren Ursprung im klaren gewesen sei. In einem Interview mit dem unabhängigen Radioprogramm El pensamiento wies Kardinal Obando am Montag die Anschuldigungen entschieden zurück. Unter anderem ging es um die Finanzierung eines aufwendigen Eucharistiekongresses, den die Kurie vergangenen November in Managua veranstaltet hatte. Im Newsweek–Artikel werden Obando Kontakte zu Oliver North, dem Drahtzieher des „privaten“ Versorgungsnetzes für die Contras, nachgesagt. Gegenüber El pensamiento beteuerte der Erzbischof von Managua, er könne sich nicht erinnern, ob er den ehemaligen Berater des Nationalen Sicherheitsrates kennengelernt habe. Kardinal Obando, einer der schärfsten Gegner der Revolutionsregierung steht schon lange im Dunstkreis der Contra. Zelebrierte er doch vor zwei Jahren seine erste Messe als frischgebackener Kardinal nicht vor seiner Gemeinde in Managua, sondern vor Exilnicaraguanern in Miami. Daß die katholische Kirchenführung Nicaraguas ausländischen Geldern nicht abgeneigt ist, ist auch nichts Neues: 1982 bewilligte der Kongreß in Washington eine Schenkung von 5,1 Millionen US–Dollar für den Privatsektor und die Katholische Kirche. Ein von der CDU–nahen Konrad–Adenauer–Stiftung finanzierter Verlag der erzbischöflichen Kurie wurde 1985 von der Regierung wegen „konterrevolutionärer Propaganda“ geschlossen.
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