piwik no script img

Wieder HDW–Geschäft mit Südafrika

■ Nach U–Boot–Blaupausen–Geschäft liefern die Kieler Howaldtswerke (HDW) Offshore–Technik an Südafrika Grüne: Eklatante Verletzung des UNO–Ölembargos / U–Boot–Ausschuß soll sich am 15. Juni damit befassen

Aus Kiel Nico Sönnichsen

Nach der illegalen Lieferung von U–Boot–Konstruktionsplänen nach Südafrika bereitet die Kie–ler Howaldtswerke–Deutsche–Werft AG (HDW) jetzt ein ein Anschlußgeschäft über die Lieferung von Offshore–Anlagen für das südafrikanische Gas/Öl–Explorationsprojekt Mosseel–Bay vor. Ein Firmensprecher der HDW bestätigte der taz auf Anfrage, daß die dem Land Schlesig–Holstein und dem bundeseigenen Salzgitter–Konzern gehörende Kieler Werft schon seit einigen Jahren mit Südafrika um entsprechende Aufträge verhandelt habe. Die HDW würde als Unterauftragnehmer der südafrikanischen Werft Sandock– Austral in Durban in das Mossel– Bay–Projekt einsteigen, das Südafrika in die Lage versetzen soll, Gas in Dieselkraftstoff umzuwandeln. Nach Angaben des holsteinischen Shipping Research Bureau in Amsterdam betrachtet das Apartheidsregime das Mossel– Bay–Projekt, das einen Umfang von 5,5 Mrd. Rand (4,3 Mrd. DM) hat, als einen Teil seiner Stategie gegen das von der UNO beschlossene Ölembargo gegen Südafrika. Der taz liegen Informationen vor, nach denen der Einstieg der HDW in das Explorationsprojekt bereits im Zuge der U–Boot–Verhandlungen zwischen der HDW und Südafrika eingefädelt wurde. In einem internen Vorstandsprotokoll der HDW vom 13. August 1984 heißt es dazu u.a., daß „die vertragliche und kalkulatorische Trennung der Projekte Energy und U–Boote gewährleistet ist“. Die Bezeichnung Energy steht für das Mossel–Bay–Projekt. Aus einem Prüfbericht der Oberfinanzdirektion Kiel an das Bundeswirtschaftsministerium vom November 1986 geht jedoch hervor, daß Südafrika der HDW vorgeschlagen hat, die Differenz aus dem nicht vollständig abgewickelten U–Boot–Blaupausen–Geschäft mit dem „Energy–Projekt“ zu verrechnen. Verbindungen zum U– Boot–Geschäft bestehen auch über die südafrikanische Werft Sandock–Austral, an die seinerzeit die U–Boot–Konstruktionspläne der HDW geliefert wurden. Der ehemalige Chefkonstrukteur der HDW, Gerd Rademann, ist heute bei Sandock–Austral beschäftigt. Die grüne Bundestagsabgeordnete Uschi Eid erklärte, der Einstieg der HDW in dieses Geshäft sei eine Verletzung des UNO– Ölembargos durch das Unternehmen. Sie wollte dies am 15. Juni vor dem Bonner U–Boot–Untersuchungsausschuß zur Sprache bringen. Die britische Zeitung The Observer hatte bereits Ende März berichtet, die bundesdeutschen Firmen Lurgi und Ruhrchemie hätten dem Apartheidsregime für den komplizierten technischen Prozeß der Gas–Umwandlung ihre Unterstützung angeboten. Die britische Engineering–Firma Brown & Root, die nach Auskunft des HDW–Sprechers mit der Konstruktion der Gasförderanlagen beauftragt ist, habe bereits hundert Nordsee–Ölarbeiter für das südafrikanische Mossel–Bay– Projekt abgestellt. Der Firmensprecher bestätigte, daß Vetreter der südafrikanischen Werft Sandock–Austral bei einem Besuchsprogramm in Kiel auch die bei der HDW gebaute Ölförderplattform des Firmenkonsortiums Texaco– Wintershall in der Kieler Bucht besichtigt haben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen