Grünes Umbaukonzept für Steinkohle

■ Grüne suchen Konsens zwischen „aktionsbereiten Bergleuten und der Anti–AKW– und Ökologie–Bewegung“ / Jetzige Förderkapazitäten nötig für den Sofortausstieg aus der Atomenergie / Vorrang für Alternativenergien

Von Petra Bornhöft

Bochum/Bonn (taz) - Kurzfristige Sicherung der Steinkohle– Förderkapazitäten im Interesse eines Sofortausstiegs aus der Atomenergie und langfristige Verlagerung der Kohlesubventionen in den Alternativenergiebereich - das sind die Kernforderungen des „Grünen Umbaukonzeptes für die heimische Steinkohle“, das der energiepolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, MdB Eckard Stratmann, gestern in Bonn vorstellte. Danach wollen die Grünen dem spätestens im Herbst bei der Bonner Kohlerunde zu sanktionierenden Abbau von Fördermengen und Arbeitsplätzen Widerstand entgegensetzen. „Solange noch ein Atomkraftwerk in der Bundesrepublik betrieben wird und nicht vorher Ersatzarbeitsplätze in den Kohlerevieren geschaffen sind, stimmen wir da nicht zu“, sagte Stratmann. Statt dessen sucht die Öko–Partei „einen neuen Konsens zwischen den von Arbeitsplatzverlusten bedrohten und aktionsbereiten Bergleuten und der Anti– AKW– und Ökologiebewegung“. Der innerhalb eines Jahres mögliche Ausstieg aus der Atomenergie könne der heimischen Steinkohle - bei Einhaltung des Jahrhundertvertrages - kurzfristig in der Verstromung Ausgleich für Absatzverluste bei der Kokskohle im In– und Ausland verschaffen. Bis 1991 müßten die Kokskohlenexporte in die EG - wie vereinbart - subventioniert werden, um rechtzeitig Ersatzarbeitsplätze schaffen zu können. Wenn dagegen, wie von der IGBE unterstellt, die vier im Bau befindlichen AKWs und Mülheim–Kärlich mit insgesamt 5.000 MW ans Netz gingen, so bedeute das die Verdrängung von ca. elf Millionen Tonnen SKE und die Schließung von fünf Großschachtanlagen - Zahlen, die auch von der IGBE genannt werden. Langfristig indes streben die Grünen eine „Vorrangpolitik für Energieeinsparung und erneuerbare Energiequellen“ an. Die bisherige Kohlevorrangpolitik suche „krampfhaft nach ökologisch unverträglichen Absatzchancen“ und, so Stratmann, „verharmlost ökologische Folgeschäden der Kohleförderung“. Im Unterschied zur IGBE gehen die Grünen davon aus, daß die langfristige Versorgungssicherheit der BRD nicht an die Kohle gebunden ist. Eine „riesige nationale Energiereserve“ liege vielmehr in dem unerschlossenen Potential an Energieeinsparungen und Alternativenergien. An die Stelle der öffentlichen Gelder für Atomkraft und der jährlich sechs bis neun Milliarden DM Kohlesubventionen wollen die Grünen deshalb mittel– und langfristig eine Förderung der Alternativenergien besonders in den Kohlerevieren setzen.