: DAG will Zukunft ohne Atomenergie
■ Bundeskongreß der Deutschen Angestellten Gewerkschaft will raus aus der Atomkraft /Das Wort „Ausstieg“ wurde vermieden
Aus Hannover Jürgen Voges
Für den „Übergang in eine Energieversorgung ohne Kernenergie“ hat der 14. Bundeskongreß der Deutschen Angestellten Gewerkschaft in Hannover votiert. Mit großer Mehrheit folgten die 200 DAG–Delegierten einem Antrag, der „keine Genehmigung weiterer Kernkraftwerke“ und die „Stillegung der bestehenden Kernkraftwerke nach Maßgabe der Sicherheitsrisiken bei Sicherstellung einer geordneten Energieversorgung“ fordert. Nach dem Antrag sollen außerdem die „noch in Betrieb befindlichen AKWs einer Sicherheitsüberprüfung“ unterzogen und auf den „neuesten Stand der Sicherheitstechnik“ gebracht werden. Abgebrannte Brennelemente müßten sicher endgelagert werden, ein Weiterbau der WAA in Wackersdorf sei dann nicht notwendig. Mit ihrem Beschluß folgten die Delegierten einem Kompromißvorschlag, den die Antragskommission erst kurz vor Beginn der Diskussion über die Atomenergie vorgelegt hatte. Der ursprüngliche Leitantrag des Bundesvorstandes hatte noch verlangt, die „Voraussetzungen für eine schrittweise Reduzierung der Kernenergie“ zu schaffen. Am Wochenende vor dem Bundeskongreß hatte die Antragskommission sich dann mit knapper Mehrheit „für den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Kernenergie“ ausgesprochen. Aus dem schließlich verabschiedeten Kompromißantrag wurde dann das Reizwort „Ausstieg“ wieder gestrichen. In der eineinhalbstündigen Diskussion über die Atomenergie wurde dieser Kompromiß von vielen Delegierten „als zu vage“ und „wachsweich“ kritisiert. Andere Delegierte verlangten allerdings auch ein Votum für die weitere Nutzung der Atomenergie. Am Ende folgte der Kongreß dann der Bitte des DAG–Vorsitzende Roland Issen, doch „Geschlossenheit zu bewahren“. Auf Orts– und Bezirksebene wird die DAG Frauenausschüsse bilden. Der Bundeskongreß sprach sich mit knapper Mehrheit für eine entsprechende Satzungsänderung aus. Darin wird außerdem gefordert, die Frauen an den Führungsgremien „angemessen“ zu beteiligen, „mindestens ein Vorstandsmitglied muß eine Frau sein“. Ein Initiativantrag, in dem gefordert worden war, die Frauen „mindestens ihrem Anteil an der Mitgliedschaft entsprechend“ zu berücksichtigen, fand keine Mehrheit. Die Forderung nach Frauenausschüssen auch auf Landes– und Bundesebene wurde ebenfalls von einer Mehrheit der knapp 200 Delegierten abgelehnt.
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