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Duarte trifft sich mit Guerillaführung

■ In der apostolischen Nuntiatur von San Salvador wurde der 1984 abgebrochene Dialog der Bürgerkriegsparteien wiederaufgenommen / Erster Erfolg ist die Einigung auf die Tagesordnung / Duarte will nur über den Friedensplan und die Bedingungen einer Waffenruhe reden

Aus San Salvador Ralf Leonhard

Noch ohne Ergebnisse, aber zumindest mit einer Einigung über die Tagesordnung endete der erste Verhandlungstag zwischen der christdemokratischen Regierung Napoleon Duartes und Vertretern der Guerillas in San Salvador. Der Dialog soll einen blutigen Bürgerkrieg, der über 60.000 Opfer gefordert hat, einer politischen Lösung näherbringen. Das historische Treffen in der apostolischen Nuntiatur in San Salvador begann Sonntag mit einem halben Tag Verspätung. Die Comandantes hatten wegen Armeebewegungen in ihrer Zone ihre Abreise aus dem Kriegsgebiet hinausgezögert. Zum ersten Mal in der siebenjährigen Geschichte des Bürgerkrieges betraten Guerillaführer in offizieller Mission die Hauptstadt des zentralamerikanischen Zwergstaates. Vom linksgerichteten Gewerkschaftsdachverband UNTS wurde die Ankunft der Kommandanten aus den Provinzen Chalatenango und La Libertad zum Anlaß für ein Volksfest genommen. Das Treffen schien in Frage gestellt, als die Delegierten der Oppositionsfronten FDR und FMLN nicht wie vereinbart am Samstag abend in San Salvador eintrafen. In den frühen Morgenstunden des Sonntags landete schließlich die Maschine aus Panama, die die Vertreter der demokratisch–revolutionären Front (FDR) brachte: Guillermo Ungo, den Präsidenten des politischen Oppositionsbekenntnisses, Vizepräsident Ruben Zamora sowie Hector Oqueli Colindres und Jorge Villacorta. Auch Shafick Jorge Handal, Chef der Kommunistischen Partei und einer der fünf Oberkommandierenden der FMLN, sowie Jorge Melendez an seiner Front in Morazan als Comandante Jonas bekannt - kamen aus Panama und wurden am Flughafen von Botschaftern und Vertretern des internationalen Komitees vom Roten Kreuz abgeholt. Mit etwas Verspätung trafen die beiden Kommandanten Leonel Gonzalez, Mitglied des fünfköpfigen FMLN–Oberkommandos und Facundo Guardado aus Chalatenango beziehungsweise La Libertad ein. Auch ihre Sicherheit wurde von Diplomaten und Vertretern des Roten Kreuzes garantiert. Im Schutze der spanischen Botschaft legten die Kommandanten sodann gemeinsam mit den aus dem Ausland angereisten Verbündeten eine gemeinsame Verhandlungsstrategie fest, bevor sie am frühen Nachmittag zum Dialog in der Nuntiatur eintrafen. Dort wartete Präsident Duarte, begleitet von den Ministern Vides Casanova (Verteidigung), Rey Prendes (Kultur und Kommunikation), Chavez Mena (Planung) und vier weiteren Delegierten. Die Verhandlungsleitung oblag dem Erzbischof Rivera y Damas und dem apostolischen Nuntius Francesco De Nitis. Trotz der widrigen Umstände und der offensichtlichen Opposition mancher Armeekommandanten machte sich bald ein Klima des Optimismus breit. Erwin Stehle, Weihbischof von Essen in Quito (Ecuador), der neben Erzbischof Rivera y Damas zwi schen den Parteien vermittelt hatte, bescheinigte beiden Seiten den echten Willen zur Verständigung. Die Voraussetzungen waren alles andere als ermutigend. Duarte hatte ursprünglich als Vorbedingung für eine Fortsetzung des 1984 begonnenen Dialoges, die vollständige Annahme des Friedensplanes von Guatemala durch die Opposition gefordert. Der Plan unterscheidet nicht zwischen einer im Volk verankerten Befreiungsbewegung wie der FMLN und einer von außen gesteuerten und finanzierten Organisation wie den nicaraguanischen Contras. Der Vermittlung des costaricanischen Präsidenten Oscar Arias ist die Kompromißlösung zu danken: FMLN und FDR würdigten vor drei Wochen den Friedensplan als „positiven Rahmen“ für Verhandlungen. Als dann Duarte in der letzten Woche die Teilnahme des kompletten FMLN–Oberkommandos forderte, war der Dialog erneut gefährdet. Diese Bedingung ist nämlich aus Sicherheitsgründen für die Rebellen unannehmbar. Schließlich kündigte die Regierung an, daß sie als einzigen Punkt der Tagesordnung das Abkommen von Guatemala und die Bedingungen für die Waffenniederlegung der Guerilla diskutieren wolle. So muß es als entscheidender Erfolg betrachtet werden, wenn sich die Verhandlungsparteien am Sonntag auf eine Tagesordnung von 24 Punkten einigten, in denen der 18–Punkte–Vorschlag der FDR und FMLN für eine Humanisierung des Krieges ebenso berücksichtigt wurde wie die Position Duartes, der von Verzeihung und Vergessen sprach und den Verzicht auf Gewalt forderte.

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