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Atomgegner: Die Polizei komplettiert ihre Kartei

Heidelberg (taz) - Bereits am vergangenen Dienstag, zwei Monate nach der kurzfristigen Blockade eines Atommülltransports, wurden in Heidelberg fünf Wohnungen und der Friedensladen des Anti–Atombündnisses auf Anordnung der Heidelberger Staatsanwaltschaft durchsucht. Die Polizei beschlagnahmte mehrere persönliche Adressenkarteien, Tagebücher, Notizzettel, Computerdisketten und Aktenordner sowie ein Dia–Vortrag über Wiederaufarbeitung. Bereits vor vier Wochen hatte die Heidelberger Staatsanwaltschaft zwei weitere Wohnungen durchsuchen lassen, um an Adressenmaterial des Anti– Atom–Bündnisses zu kommen. Ende Januar dieses Jahres hatten Streckenposten des Anti– Atom–Bündnisses zum wiederholten Mal einen Atommülltransport der Bundesbahn beobachtet und seine Route zwischen dem Atomkraftwerk Obrigheim, Heilbronn bis nach Lübeck genau registriert. An einem Heidelberger Vorortbahnhof war es von Leuten, die nicht zu den Beobachtern zählten, zu einer kurzfristigen Blockade des Transports gekommen. Der Atommülltransport wurde nach kurzer Zeit fortgesetzt, und erreichte über Mannheim und Köln den Lübecker Hafen. Nach einer weiteren Blockade des Lübecker Hafens konnte der hochradioaktive Müll nach Schweden eingeschifft werden. Den Blockierern, deren Namen den Ermittlungsbehörden nicht bekannt sind, wird jetzt gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr vorgeworfen. Sie hatten mit einer roten Signallaterne den bereits stehenden Zug aufgehalten. Der entstandene Schaden wegen Fahrplanänderung beträgt nach Auskunft der Bahn 47,80 Mark. Mitglieder des Anti–Atom– Bündnisses sehen in den Hausdurchsuchungen einen Einschüchterungsversuch und vermuten als Motiv das Interesse der Polizei, ihre AKW–Gegner–Kartei zu vervollständigen.

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