: Waffen für den Frieden?
■ Friedensabkommen für Afghanistan trotz laufender Militärhilfe? / US–Forderung nach „Symmetrie“ bei der Unterstützung / UdSSR zeigt angeblich „Flexibilität“
Leider kein Aprilscherz war, was US–Außenminister Shultz am gestrigen Karfreitag auf dem Flug in den Nahen Osten gegenüber Journalisten erklärte: Die USA - und damit Pakistan - seien bereit, einem Abkommen über Afghanistan zuzustimmen, wenn die Militärhilfen Washingtons an die Widerstandskämpfer sowie diejenige Moskaus an die Kabuler Regierung in noch zu vereinbarendem Umfang weiterlaufen könnten. Im Klartext hieße das: Die Garantiemächte für ein Abkommen, dessen friedensstifende Wirkung ohnehin sehr fraglich ist, rüsten die verfeindeten Lager weiter auf. Shultz bestätigte damit die seit Tagen in Genf umlaufenden Gerüchte über eine Uminterpretation der US–Forderung nach „Symmetrie“ bei der Militärhilfe. Ursprünglich hatte die Reagan–Regierung die gleichzeitige Einstellung der Waffenlieferungen bei der Großmächte zur Voraussetzung für ein Abkommen gemacht. Vertreter der US–Administration behaupten nach einem Bericht der New York Times, daß Eduard Shewardnadse bei seinem jüngsten Treffen mit Shultz in Washington „Flexibilität“ gegenüber einer solchen Regelung gezeigt habe. Doch in einem ebenfalls vorgestern veröffentlichten Interview mit der bulgarischen Zeitung Rabotnichesko Delo bestreitet der sowjetische Außenminister dies entschieden. Eine Fortsetzung der US–Waffenlieferungen stände in diametralem Gegensatz zur Verpflichtung gegenseitiger Nichteinmischung, einem zentralen Punkt des angestrebten pakistanisch–afghanischen Abkommens. Der Umfang der US–Hilfe an die afghanischen Widerstandskämpfer beträgt derzeit rund 600 Millionen Dollar pro Jahr in Waffen und Geldern. Andere Staaten - darunter China und Saudi–Arabien - liefern noch einmal genausoviel. Genfer Tageszeitungen berichteten am Donnerstag über die Lieferung von 130 Milan–Raketen. Das wäre der erste bekanntgewordene Export der deutsch– französischen Gemeinschaftsproduktion an Empfänger außerhalb der NATO. Shewardnadse erklärte in einem Interview, notfalls müsse die UdSSR allein als Garantiemacht auftreten und mit den beiden Vertragsparteien Afghanistan und Pakistan ein trilaterales Abkommen über die Modalitäten des sowjetischen Truppenrückzuges abschließen. Dieser sei „politisch beschlossen“ und werde auf jeden Fall stattfinden. Falls es zu überhaupt keinem Abkommen in Genf käme, würden die Einzelheiten bilateral zwischen Moskau und Kabul festgelegt werden.
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