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Revolutionäre Sparmaßnahmen

■ Ernesto Cardenal arbeitslos / Das Kultusministerium wurde abgeschafft

Aus Managua Ralf Leonhard

Ernesto Cardenal, Nicaraguas Kulturexportartikel Nummer eins, wird sich künftig gänzlich der Dichtung und den Repräsentationsaufgaben widmen können. Der weißbärtige Poet und Trappistenmönch, mit seiner schwarzen Baskenmütze und seinem weißen T–Shirt seit Jahren eine Art wandelndes Wahrzeichen der Revolution, ist jetzt Präsident des Nationalen Kulturrates - eine reine Ehrenfunktion. Sein Ministerium, das mit der sandinistischen Revolution gegründet wurde, ist den jüngsten Einsparungsmaßnahmen der Regierung zum Opfer gefallen. Die Kulturabteilung wird von nun an vom vergrößerten Unterrichtsministerium mitverwaltet, dem Ernestos Bruder, der Jesuitenpater Fernando Cardenal, vorsteht. Die „Kompaktierung“ der öffentlichen Verwaltung wurde als Begleitmaßnahme der Währungsreform Mitte Februar angekündigt. In allen Ministerien und Staatsbetrieben sollen Kosten und Personalstand um zehn Prozent gedrosselt werden. Die Ministerien für Industrie, Binnenhandel und Außenhandel wurden zu einem einzigen Industrie– und Handelsministerium zusammengelegt. Superwirtschaftsminister wird Revolutionskommandant Luis Carrion, bisher als Vizeinnenminister eine rechte Hand Tomas Borges. Die Ministerien für Bauten, Verkehr und Wohnungsbau werden vereinigt unter dem ehemaligen Guerillakommandanten Mauricio Valenzuela. Der bisherige Transportminister William Ramirez kümmert sich nun um die Grundnahrungsmittelabteilung ENABAS, Wohnungsbauminister Miguel Ernesto Vijil wird Präsident der Nationalen Baumwollkommission. Diese Degradierung darf nicht zwingend als Strafversetzung interpretiert werden. Denn der ehemalige Minister, dessen Ressort in den Kriegsjahren fast zu einem Ministerium ohne Portefeuille geworden war, hatte schon vor der Revolution im Baumwollbereich gearbeitet.

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