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Uncle Sam füttert die Contras

■ Nicaraguas Präsident Daniel Ortega protestiert gegen vertragswidrige Versorgung der Contras in Honduras

Aus Managua Ralf Leonhard

Washington drückt auf die Tränendrüsen. Die nicaraguanischen „Freiheitskämpfer“ befänden sich in einer verzweifelten Situation, verbreitete ein Regierungsfunktionär Ende letzter Woche. Deswegen sei die Zustellung von 30 Tonnen humanitärer Hilfe an die Contras in ihre Lager in Honduras unumgänglich. Zur gleichen Zeit wurden bereits in den Contra–Camps nahe der nicaraguanischen Grenze sechs Lastwagen mit Reis, Bohnen und anderen Nahrungsmitteln entladen. Nicaraguas Präsident Daniel Ortega protestierte sofort telefonisch bei seinem honduranischen Amtskollegen Jose Azcona. Er forderte Ronald Reagan auf, sein Versprechen wahrzuma chen: Der US–Präsident hatte Direktgespräche mit Nicaragua zugesagt, wenn sich die Sandinisten mit den Contras an den Verhandlungstisch setzten. Ortega schlug ein erstes Treffen am 15.Mai im mexikanischen Badeort Manzanillo vor. Der nicaraguanische Präsident vermutet, daß durch die Flüge mit Nahrungsmitteln nur vertuscht werden soll, daß gleichzeitig die Waffenlieferungen wieder aufgenommen wurden. Er berichtete von Flügen von der logistischen CIA–Basis auf der Schwaneninsel im honduranischen Atlantik. Die Lieferungen entsprechen der ersten Quote eines Pakets von 47,9 Millionen Dollar, das der US–Kongreß nach dem Sapoa–Abkommen verabschiedet hat. Die Versorgung der Contras in Nica ragua ist noch nicht systematisch aufgenommen worden, weil diese sich vollständig in die vertraglich vereinbarten Rückzugsgebiete zu begeben haben und sich die Verhandlungspartner erst einig werden müssen, welche neutrale Organisation die Zustellung übernehmen soll. Die staatliche US– Entwicklungsagentur AID, die vom Kongreß beauftragt wurde, kommt auf keinen Fall in Frage. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz - die neutrale Organisation schlechthin - wird von den Contras strikt abgelehnt. Sie wollen im Sinne der Marktwirtschaft eine Ausschreibung unter Privatfirmen in den USA machen. Der Vertrag von Esquipulas der fünf zentralamerikanischen Präsidenten verbietet die Unterstützung irregulärer Truppen, die gegen andere Regierungen operieren, und das Abkommen von Sapoa, das im März von Sandinisten und Contras unterzeichnet wurde, sieht die Versorgung der Contra–Truppen durch eine neutrale Organisation vor, sobald sich diese in sieben Enklaven in Nicaragua gesammelt haben. „Die USA fördern damit die somozistische Fraktion von Bermudez gegen das Abkommen“, beklagte Daniel Ortega die Lieferungen aus Honduras. Enrique Bermudez, der militärische Oberbefehlshaber der Contra–Truppen, weist den von der politischen Führung unterzeichneten Waffenstillstandsvertrag zurück. Die Verhandlungen um einen definitiven Waffenstillstand werden am 28.April in Managua fortgesetzt.

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