piwik no script img

Wie geschlossen ist die Contra?

■ Die zweite Runde der Friedensgespräche zwischen Sandinisten und Contra hat begonnen / Ein entscheidender Durchbruch wird nicht erwartet / Vorzeitige Verlängerung der Waffenruhe bis Ende Juni abgelehnt

Aus Managua Ralf Leonhard

Zwei alte Bekannte saßen einander anläßlich der Friedensgespräche in Managua erstmals gegenüber: Hans–Jürgen Wischnewski und David Galeano Cornejo. Ohne jemals persönlich in Kontakt zu kommen, hatten die beiden vor fast zwei Jahren miteinander zu tun. Der SPD–Abgeordnete bemühte sich damals um die Freilas sung von acht deutschen Brigadisten, die Galeano, alias Comandante Franklin, damals in seiner Gewalt hatte. Franklin ist zum ersten Mal bei den Gesprächen dabei. Auffällig ist die Abwesenheit der militärischen Contra–Führer Tono und Fernando, die am 23.März gemeinsam mit der politischen Führung der Contra das Rahmenabkommen von Sapoa mit den Sandinisten unterzeichneten. Sie sollen vom Oberbefehlshaber Enrique Bermudez „gesäubert“ und aus dem Verkehr gezogen worden sein. Dem zweiten Treffen von Managua, das programmgemäß Donnerstag vormittag begann und am Samstag enden soll, gingen Berichte aus Honduras voraus, wonach innerhalb der Contra–Spitze zwischen den Verhandlungsgegnern und -befürwortern innerhalb der Contra–Spitze ein harter Machtkampf ausgebrochen sein soll. Als Reaktion auf diese Berichte hat Bermudez, der bislang aus seiner Ablehnung des Abkommens von Sapoa keinen Hehl machte, das Verhandlungsteam nicht nur mit einer ausdrücklichen Unterstützungserklärung ausgestattet, sondern auch seine engsten Vertrauten Mack und Quiche mitgeschickt. Ob sie ein Ergebnis mit ihrer Gegenwart aufwerten sollen oder eher darüber wachen, daß ein solches gar nicht zustande kommt, bleibt allerdings noch abzuwarten. Quiche ist der Kommandant des „Regionalkommandos Jorge Salazar“, der wichtigsten operativen Einheit der Contra. Er hat an den Gesprächen vor allem deswegen Interesse, weil sein Vater, der als ehemaliger Nationalgardist einsitzt, bei einem Friedensschluß freikommen würde. Zum erstenmal ist nun bei den Verhandlungen in Managua das gesamte fünfköpfige Direktorium der „Resistencia Nicaragüense“, wie sich die Contra selbst nennt, dabei: Adolfo Calero, Alfredo Cesar, Pedro Joaquin Chamorro, Azucena Ferrey und Aristides Sanchez. Letzterer wird der Bermudez–Fraktion zugerechnet und hat vor zehn Tagen in Managua gefehlt. Ein entscheidender Durchbruch wird bei dieser Runde nicht erwartet. Die Contra will Punkt für Punkt vorgehen. Am eiligsten hat sie es mit der Versorgung der Truppen. Dann soll über einen Fahrplan der Demokratisierung geredet werden und anschließend über Aspekte der Wiedereingliederung ins zivile Leben. Verteidigungsminister Ortega hingegen schlug gleich zu Beginn der Verhandlungsrunde die Verlängerung der provisorischen Waffenruhe um 30 Tage, also bis Ende Juni, vor. Die Contra lehnte ab.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen