: Grüne fordern „Grünes Machtwort“
■ Grüne Gruppe „Aufbruch 88“ weist Erklärung des Bundesvorstands zum Wahlergebnis in Schleswig–Holstein als „Beschönigung“ zurück / Schlechtes Abschneiden werfe Licht auf die Verfassung der Gesamtpartei
Aus Bonn Charlotte Wiedemann
Die grüne Gruppe „Aufbruch 88“ um Antje Vollmer hat gestern die Erklärungen des Bundesvorstands und der grünen Realpolitiker zum Landtags–Wahlergebnis als „Vereinfachung“ und „Beschönigung“ zurückgewiesen. Das schlechte Abschneiden der schleswig–holsteinischen Grünen sei weder durch die landespolitischen Besonderheiten noch durch den Vorwurf des Fundamentalismus zu erklären. Vielmehr werfe es ein Licht auf die Verfasssung der Gesamtpartei. Ralf Fücks (Bremen): „Die Grünen sind nicht mehr Träger der Hoffnung auf Veränderung, die sie früher mobilisiert haben.“ Durch das Wahl– Debakel sieht sich die Aufbruch– Gruppe in der Notwendigkeit bestärkt, eine „große Generaldebatte“ zu führen, wie die Grünen wieder Meinungsführerschaft erringen können. Der Perspektivkongress im Juni sei dafür nicht ausreichend. „Unverzichtbar für die Überwindung der grünen Selbstblockade“ ist nach Ansicht der Gruppe der „politisierende Anstoß“ einer Urabstimmung über die Manifeste verschiedener Strömungen. Antje Vollmer appellierte auch an die Fundamentalisten, bis zum Perspektivkongreß ein eigenes Manifest vorzulegen. Die Befürchtung, es gehe um eine Programmrevision sei verständlich, aber unberechtigt. Die Urabstimmung solle den üblichen Willensbildungsprozeß in der Partei nicht überflüssig machen, sondern eine „weichenstellende Vorentscheidung über die anstehende Politik– und Parteireform“ bedeuten. Vollmer: „Der Grundkurs der Grünen muß noch in diesem Jahr klar werden.“ Die Kreisverbände sollten sich für eine Urabstimmung im Herbst 1988 einsetzen; das „grüne Machtwort“ der Basisentscheidung solle sich dann auch bei den Vorstandswahlen im kommenden Jahr niederschlagen. Der Kreis um Antje Vollmer umfaßt nach eigenen Angaben rund 40 Grüne - „eine heterogene Gruppe, in der auch Fundis und Realos mitarbeiten“.
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