: Japan: Stahl in der Gewinnzone
■ Nach Arbeitsplatzabbau und Rationalisierung ist Nippons Stahlkrise erstmal passe
Japan: Stahl in der Gewinnzone
Nach Arbeitsplatzabbau und Rationalisierung ist Nippons
Stahlkrise erstmal passe
Tokio (afp) - Die japanische Stahlindustrie, traditionell Pfeiler der Inlandskonjunktur und des Außenhandels, befindet sich nach zwei mageren Jahren wieder im Aufwind. Zwar droht der Branche weiterhin Gefahr durch die Überschwemmung des heimischen Marktes mit Billigstahl aus Südkorea, Taiwan und Brasilien, doch scheint der Kampf gegen die Folgen der im September 1985 vorgenommenen Aufwertung des Yen - Auslöser für die Durststrecke - fürs erste gewonnen.
Japans fünf größte Stahlunternehmen Nippon Steel Corp., Nippon Kokan K.K., Sumitomo Metal Industries Ltd., Kawasaki Steel Corp. und Kobe Steel Ltd. konnten für das am 31. März zu Ende gegangene Fiskaljahr 1987 einen Vorsteuergewinn von zusammen 154,4 Milliarden Yen (etwa 2,13 Mrd. Mark) verbuchen. Noch im Vorjahr hatten die fünf Giganten zusammen Verluste von 55,5 Milliarden Yen (763,7 Mio. Mark) hinnehmen müssen.
Verantwortlich für die bessere Ertragslage sind einmal der Abbau der Beschäftigten sowie von unrentablen Anlagen, zum anderen die Diversifizierung der Produktlinien. Nippon Steel, der Welt größter Stahlhersteller, ließ erklären, etwa 90 Prozent der erwirtschafteten Gewinne seien auf die Rationalisierungsmaßnahmen zurückzuführen. Der Stahlgigant, der 3.350 seiner 61.000 Stahlarbeiter entließ, werde seine Bemühungen in diese Richtung fortsetzen, um erneut den Anschluß an den Weltmarkt zu finden. Auch die übrigen vier schlugen in die gleiche Kerbe und betonten, nur mit weiteren Rationalisierungsmaßnahmen und dem Einsatz neuer Technologien könnten die Produktionskosten gesenkt und die Konkurrenzfähigkeit mit den ausländischen Stahlherstellern aufrechterhalten werden.
Verantwortlich für den Aufschwung ist daneben insbesondere die Ankurbelung der Inlandsnachfrage nach Baustahl durch die Regierung und weniger der Export. Tokio hat im vergangenen Jahr einen Zusatzhaushalt über sechs Billionen Yen (rund 82,6 Mrd. Mark) aufgelegt, um die heimische Industrie weniger abhängig von Exporten zu machen.
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