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FREIWILLIG NIE

■ „1. Berliner Kampfschreiben“

Am 9., 10., und 11. März zwischen 17 und 20 Uhr fand in den Räumen von „Du und Deine Welt“, Oranienstraße 180, das Erste Berliner Kampfschreiben statt, in Gedenken an den Tierforscher, Literaten und Pathologen Wigrid von Niflheim -Ysenburg, der ein solches 1901 in einer Eremitenklause im Voralpenland organisiert hatte. Die Turniersprachen waren Deutsch und Englisch, alle Wörter waren erlaubt und die Teilnahme freiwillig. Im Einladungsschreiben heißt es zum Thema Sprache und Indivililität: „Würde alles Geschehen sich nur in einem Bewußtsein abspielen, wäre der Sachverhalt höchst einfach. Diese Komplexität führt häufig zu Übereinstimmungen, bedeutend öfter allerdings kommt es zu Spannungen und Mißverständnissen, wobei das Wort als Waffe des Geistes verwendet wird.“ Hinter dem Veranstalter BNS (Bad News Service) verbirgt sich z.T. Rosa, auch „Rosaschätzchen“ genannt. Jeweils 24 Teilnehmer pro Kampftag traten in drei Positionen (A, A‘'A'‘) den 20minütigen Schreikrampf äh Schreibkampf am drei Schreibmaschinen älteren Modells an. Über eine DinAvierseite kam kein Kandidatin hinaus bis auf eine Ausnahme (JNR), die auf 30er Anschlag arbeitete. Pro Lauf war ein Satz vorgegeben, den es zu transformieren galt: (Von hinten) „Das Loch ist nicht der Stoff, aus dem die Träume gemacht sind. es ist real.“ (Hier passen quasi alle drei Tastentäter: „Mach es groß“, „Gekürzte Fassung“.) - „Wir fliegen nicht nach Oslo, wir tun zwar so, aber wir fliegen nicht nach Oslo.“ - „Sie hat geschrien, gebettelt und geweint. Ihr bleibt nur die Telefonschnur“ (Ich halt es nicht mehr aus, wenn der Idiot noch ein mal, ein einziges Mal vor mir kommt bring ich ihn um. Diesen Saukerl ... mehr ja langsam, langsam, ich glaube

-ja Vulkanausbrüche, Lava, fliessen, hitze unglaublich /Freiwillige Angaben: Kein Problem ohne Lösung) „Behaupte alles, wenn es notwendig ist.“ - „Mann, Alter, das hier ist nicht Disneyland“ - „Über Paris erhebt sich ein Sturm. Pierrot ist vollständig im Delirium.“ - „Hast du etwas verloren, iß ein Stück Stechapfel.“ - „Je weiter wir nach Westen fahren, desto mehr weicht die Nadel. ab.“ (Unter dem pro Manuskriptseite vorgedruckten Appendix „Freiwillige Angaben“ vermerken die Autoren zuweilen das Fazit des Textes: „Ich habe eine persönliche Abneigung gegen die Dialekte, die ich leider überall erwähnen muß, egal welches Thema. Können sie das verstehen?)

-„Ich bin ein müder Mann, Martha, mein Herz ist nicht mehr in Ordnung.“ (Martha wußte nicht wie sie Winfried helfen sollte und so beschloß sie, ihn mit dem großen Gartenspaten zu erschlagen“) - „Nach fast dreimonatiger Mumifizierungsprozedur war es endlich soweit.“ - „Blum lachte laut und anhaltend, während Krup mit säuerlicher Miene seine Fingernägel betrachtet.“ (Dann begann er genüßlich daran zu kauen, bis auf die Knochen. Blum lachte noch anhaltender, daß alle Anwesenden dachten, er würde vom Teufel geritten. Ach ja, dachte er, der Teufel reitet mich doch immer noch am Besten...“) „Für den Teig: Eiweiß und kaltes Wasser sehr steif schlagen.“ - „Das Beste war der Tee. Das Tennisspiel war absurd.“ - „Die ersten Europäer, die die Osterinseln erreichten, berichteten nichts über den Bau von Schiffen.“ - „Das schöne Mädchen wird heraufgeholt, und der König geht mit ihr in das Schlafzimmer des Prinzen.“ (Aus Ende Apfel) - „Zur Hölle mit der Kunst, runter mit den ...“ - „Das Programm hat schon angefangen. Wir kommen zu spät.“ (Das Programm endet hier und sofort...“) „Die Frau und der Mann sind unbestritten und zweifelsfrei menschliche Wesen.“ (...Sei mein Löwe, Emil. Ich möcht es, aber wie Du siehst, habe ich keinen Pinselschwanz...) „Meine Frau ist immer sehr unpünktlich.“ (Wir warten) „Er haßt diesen Namen. Er würgt ihn wie ien Stück Menschenfleisch.“ - „Die Rückfront des Mondes ist bewohnbar hergerichtet.„(Unter „Freiwillige Angaben: Annen nächste mondag werdichmich tierisch zusaun“) - „Lacht der Mensch, weil nicht versteht oder weil er gar zu gut versteht?“ (Kommt ganz drauf an) - „Das schwimmt, geblendet, im kochenden Schaum, und rostet und schwimmt, unsterblich wie eine Büroklammer.“ (Unter: „Freiwillige Angaben: gedanken über geröstete kartoffeln entziehen mir jegliche kreativität“.)

Insgesamt muß man fast allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen dazu gratulieren, die oftmals schwierige weil zu präzise Transformationsvorgabe mit leichter Hand an der Tastatur abgeschmettert zu haben. „Um die Kampfzeit vollständig zu nutzen einige Daten zu meiner Biographie. T ist der einundzwanzigste Buchstabe des Alphabetes, er kommt direkt nach S und vor seinem Nachfolger U. Es geht darum zu schreiben bis zum Gong. Drum werde ich jetzt alle Buchstaben des deutschen Alphabetes nennen ............. ich habe sie wie sie sehen durch Punkte ersetzt, da ich hoffe, dann auch noch die wichtigste zahlen nennen zu können,„

Das 1. Berliner Kampfschreiben gibt es für 10 DM bei „Du und Deine Welt“, Extremer Einzelhandel, Oranienstraße 180

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