: Hotel Paris-Moskau
■ Bundesbahn will neben dem Theater des Westens ein Intercity-Hotel bauen / Wettbewerb für Berliner und Pariser Architekten - aber ohne genaue Vorgaben
Während die Zukunft von Kant-Dreieck und Viktoria-Areal immer noch unklar ist, hat der Senat nun für die benachbarte Fläche zwischen Bahnhof Zoo, Kant- und Hardenbergstraße einen Investor gefunden. Die Bundesbahn-Tochter Intercity -Hotel GmbH will hier neben das Theater des Westens ein neues Mittelklasse-Hotel mit 150 Zimmern stellen. Gestern präsentierte Senator Starnick (FDP) einen städtebaulichen Wettbewerb für das gesamte, 5.000 Quadratmeter große Areal, das heute als Parkplatz dient. Der Wettbewerb - im November wird er entschieden - soll nicht nur den Entwurf für das Intercity-Hotel liefern, sondern auch Räumlichkeiten für eine Markthalle und das Kundenzentrum der Bundesbahn aufweisen. Dem Hotel sollen Erweiterungsmöglichkeiten für weitere 50 Zimmer eingeräumt werden. Das Theater des Westens soll ebenfalls einen Saal in den neuen Baulichkeiten nutzen dürfen. Neben Berliner Architekten sind auch Pariser Baukünstler zur Teilnahme berechtigt. Starnick verwies auf die „Symbolkraft“ des Projekts an der Bahnstrecke Paris -Berlin-Moskau.
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Als „Reisestop“ auf dieser Strecke, wie Starnick gestern fabulierte, ist das Hotel allerdings weniger gedacht, eher als Herberge (zwei bis drei Sterne) für Geschäftsreisende, die Berlin per Bahn ansteuern. Das erläuterte ein Geschäftsführer der Intercity-Hotel-Gesellschaft, Marusczyk, gestern auf Anfrage der taz. Die Baukosten seien noch unbekannt, erklärte Marusczyk. Baubeginn ist frühestens im Herbst 1989. Ein privater Investor soll das Gebäude errichten, ein weiterer Privatunternehmer das Hotel dann im „Franchise„-System betreiben, hieß es.
Die 173 Parkplätze, die von dem Gelände weichen müssen, werden - so die Planung - überreichlich ersetzt. Als Grundstückseigentümerin will die Verwaltung des ehemaligen Reichsbahnvermögens eine neue zweistöckige Tiefgarage mit 300 Stellplätzen bauen. Entlang des Bahnkörpers soll zudem eine durchsichtig überdachte Passage mit Läden entstehen, Teil einer geplanten „Flaneurstrecke“ von der Kantstraße bis zum Kudamm.
Diese „Durchwegung“ des Areals stellt die einzige konkrete Vorgabe des Senats-„City-Konzepts“ dar, dessen „Ausfüllung“ der neue Wettbewerb gleichwohl voranbringen soll. Den Vorwurf, es fehle ein Gesamtkonzept, das auch Kant-Dreieck und Viktoria-Areal einbezieht, wies Starnick gestern zurück.
„Irgendwo muß die Privatinitiative ihre Möglichkeiten haben“, verteidigte er das Stück-für-Stück-Vorgehen des Senats. Arme Architekten: sie müssen jetzt, das verlangt der Ausschreibungstext, den „Übergangsbereich“ zu Kant-Dreieck und Viktoria-Areal „formulieren“, ohne zu wissen, was dort eines Tages steht. Senator Starnick verkündete gestern zwar, der Investorenwettbewerb zum Kant-Dreieck sei entschieden. Die Finanz- und Handels AG, die laut Starnick den Zuschlag für ein „Medienzentrum“ erhalten hat, wußte davon jedoch gestern nichts. Und auch beim Bausenator wurde dementiert: der Wettbewerb sei noch nicht entschieden.
hmt
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