piwik no script img

Stimmt nicht-betr.: "Jugoslawiens Militärs nehmen Rache", taz vom 16.7.88

betr. „Jugoslawiens Militärs nehmen Rache“, taz v. 16.7.88

Die Behauptung, der Prozeß gegen Jansa, Tasic und Borstner sei der erste „Militärprozeß gegen Zivilisten seit Kriegsende“ in Jugoslawien, entspricht nicht der Wahrheit.

Bis Mitte der 60er Jahre noch wurden Abertausende von Zivilisten von Militär-Schnellgerichten verurteilt. 1970 wurde der Belgrader Korrespondent des 'Spiegel‘, Hans Peter Rullmann, in Belgrad verhaftet und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Anlaß zu seiner Verhaftung waren Gerüchte über einen möglichen Militärputsch, weshalb er vor ein Militärgericht gestellt wurde. Auch damals hieß der Vorwurf, er habe sich „militärische Geheimnisse“ verschafft. Wie dazu jetzt die Zagreber Zeitschrift 'Vjesnik‘ feststellte, sei es damals nicht einmal um „Militärgeheimnisse“, sondern lediglich um rein zivile Parlamentspapiere gegangen. Der Vorwurf der „Militär-Spionage“ war frei erfunden.

Im Jahre 1972 sind zahlreiche kroatische Zivilisten unter dem Vorwurf, sie haben mit kroatischen Guerilleros zusammengearbeitet (damals haben 19 kroatische Guerilleros die gesamte jugoslawische Armee in Alarmbereitschaft versetzt), von Militärs verhaftet, gefoltert und verurteilt worden. Die meisten von ihnen waren unschuldig. (...)

Verhaftungen von Zivilisten sind also Tradition bei den jugoslawischen Militärs. Sie stehen in Jugoslawien auf der politischen Tagesordnung, werden aber von der westlichen Öffentlichkeit sehr selten gemerkt.

Boze Vukusic, Leiter d. Abt. f. allgemeine und politishe Grundsatzfragen der HDP (Kroatische Staatsbildende Bewegung)

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen