: Im Westen altes Neues
■ AUFGEBLÄTTERT
„In westeuropäischen Hauptstädten hat sich eine neue 'Bewegung‘ gebildet, die sich aus osteuropäischen Emigranten, westeuropäischen Renegaten der sechziger Revolte und meinungsbildenden Literaten zusammensetzt und ungeniert die propagandistischen Versatzstücke der Mitteleuropa -Konzeption des deutschen Imperialismus wieder ausgräbt.“
Karl-Heinz Roths bitter-böser Kommentar gegen das allerorten aufflackernde Europäertum der gutsituierten westlichen Eliten schöpft aus seiner Forschungsarbeit zum Nazismus und zieht so eine der Verbindungslinien, die die Lektüre der neuen Ausgabe der '1999‘ spannend machen. Wolfgang Kraushaar spannt in seinem fast 60 Seiten langen, gut lesbaren Aufsatz über „Realpolitik als Ideologie“ den historischen Bogen noch weiter: vom früheren Erstürmer der Frankfurter Hauptwache (1833) Ludwig August von Rochau und ersten Theoretiker der „Realpolitik“ zum Ex-Streetfighter Joschka Fischer (1976), der als Praktiker der Realpolitik erster und einziger grüner Minister wird.
Zu Roth und Kraushaar kommen als AutorInnen in diesem Heft unter anderem noch Heiner Lichtenstein, Herbert Freeden, Kurt Groenewold und Dörte von Westernhagen, zu den Themen Nazismus, europäische Ideologie und Frankfurter Straßenkampf noch eine Studie über Armut in den USA, ein Aufsatz über das rassenpolitische Amt der NSDAP und ein umfangreicher Buchbesprechungsteil - Themenspektrum und AutorInnenkreis der anfangs sehr spezialisiert erscheinenden 'Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21.Jahrhunderts‘ werden erfreulicherweise zusehends größer.
Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20.Jahrhunderts (Herausgeberin), '1999‘, Nummer 3/88, 188 Seiten, 14Mark
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