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Die Contra-Connection

■ Nicaraguas Contra baut auf weltweites Unterstützer-Netz / Differenzierte Analyse der BRD-Unterstützerszene

Ein Jahr nach Unterzeichnung des Friedensplans von Esquipulas II durch die fünf zentralamerikanischen Präsidenten ist noch immer kein Ende des Contra-Krieges in Sicht. Allein im Vorfeld der Revolutionsfeierlichkeiten vom 19. Juli fanden an vier Tagen 22 Nicaraguaner den Tod. Nach jüngsten Berechnungen des Nationalen Statistikinstituts INEC belaufen sich die täglichen Wirtschaftsverluste auf 700.000 Dollar. Durchschnittlich 20 Menschen sind pro Tag unmittelbar vom Contra-Krieg betroffen (Tote, Verwundete, Entführte).

Warum nach sieben Jahren angestrengten Abwehrkampfes - 62 Prozent des Staatshaushaltes fließen inzwischen in die Verteidigung - die Contra zwar geschwächt, letztlich aber nicht politisch isoliert und militärisch zerschlagen werden konnte, ist nur zu begreifen, wenn man sich vergegenwärtigt, wer alles hinter der Contra steht, aus welch vielfältigen Quellen immer neue Mittel fließen und Kampagnen ausgeheckt werden - unabhängig von jeder Entscheidung im US-Kongreß.

Einen differenzierten Einblick in die europäische und speziell bundesdeutsche Unterstützerszene gibt das 300 Seiten starke Handbuch Die Contra Connection, das gerade im Konkret Literatur Verlag erschienen ist. Sechs Autoren, darunter auch zeitweilig entführte Brigadisten, legen hier das Ergebnis ausführlicher Recherchen vor, das etwas Licht in diese Grauzone bringt. Gewiß konnten nicht alle dunklen Geheimverbindungen aufgehellt werden und bleibt manches auch Vermutung, doch liegt hier erstmals eine systematische Analyse der zwölf wichtigsten contranahen Organisationen vor, deren Geschichte, Hauptvertreter und Aktivitäten vorgeführt werden. Die Aufarbeitung internationaler, auch kleinerer Publikationen wurde dabei mit eigenen Untersuchungen vor Ort verbunden.

Für Solidaritätsgruppen etwa, die sich Auseinandersetzungen mit der Bonner Nicaragua-Gesellschaft oder der in Frankfurt ansässigen Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte gegenübersehen, ist dieses Buch unentbehrliche Hilfe. Zudem vermittelt es in einem Enführungskapitel einen gedrängten Überblick über das Contra-Gesamtkonzept, die Low-Intensity -Warfare-Strategie.

Daß manches Urteil sehr radikal ausfällt - etwa bei der Bewertung der Sozialdemokratie oder den Aussichten eines Entspannungsprozesses - und die textliche Präsentation mitunter etwas ungelenkt wirkt, erklärt sich offensichtlich aus der persönlichen Betroffenheit und der Tatsache, daß sie von Haus aus alle keine Buch-Profis sind. Doch um den Pulitzer-Preis ging es hierbei ja auch nicht.

Christoph Links

Gaby Gottwald, Barbara Lucas, Anna Mohr, Dominik Diehl, Gerd Hußmann, Sean Steinbach: Die Contra Connection. Die internationalen Contramacher und ihre bundesdeutschen Helfer. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 1988; 20,- DM; 304 Seiten.

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