: Airline-Blues
■ USA: Fusionen, Zerstückelungen und drei starke Männer
New York (dpa) - Nachdem Donald Trump in New York ein Immobilienreich zusammengetragen hat, schaut er sich in anderen Branchen nach neuen Anlagemöglichkeiten um. Das Fluggeschäft interessiert ihn schon lange. In der vergangenen Woche traf Trump mit dem Unternehmer Carl Icahn zusammen, dem die Fluglinie Trans World Airlines (TWA) mehrheitlich gehört. Icahn bemüht sich um die Eastern Airlines oder zumindest Teile dieser finanziell notleidenden Fluggesellschaft, die zur Texas-Air-Gruppe von Frank Lorenzo gehört.
Icahn und Lorenzo haben eine Zeitlang nicht miteinander geredet, doch dem Vernehmen nach rauchten sie dieser Tage die Friedenspfeife. Bei der Gelegenheit wurde über die Zerstückelung von Eastern geredet und darüber, wie Lorenzo und Icahn miteinander ins Geschäft kommen könnten.
Mit der Verbindung dieser drei Männer hat die Eastern -Affäre einen neuen dramatischen Höhepunkt erreicht, kommentierte jetzt eine US-Zeitung. Seit Eastern 1986 von Texas Air übernommen wurde, häuften sich dort die Verluste und die Probleme mit den Gewerkschaften. Lorenzo wittert jetzt offenbar die Chance, seine Investition durch den stückweisen Verkauf von Eastern wieder hereinzuholen.
Andererseits muß man abwarten, ob so starke und ehrgeizige Personen wie der kostenbewußte Lorenzo, der Publicity -süchtige Trump und der kaufhungrige Icahn überhaupt gemeinsam etwas auf die Beine bringen können.
Die lukrative Flugverbindung Washington-New York-Boston ist die Perle in Easterns Krone, die sich Trump gerne herausnehmen würde. Trump, der Spielkasinos betreibt, hat für den Pendeldienst angeblich 300 Millionen Dollar geboten. Den Joker halten aber nicht Trump, sondern die Gewerkschaften in Händen, die Lorenzos Einsparungsmaßnahmen heftig bekämpfen und mit ihrem Vetorecht die Veräußerung größerer Unternehmensteile abblocken könnten.
Wer immer jedoch bei Eastern das Ruder übernimmt, wird um die von Lorenzo gefordeten Kostensenkungen nicht herumkommen. Möglich ist auch, daß die Beschäftigten von Eastern versuchen werden, die Fluggesellschaft auf eigene Rechnung zu kaufen.
Anfang des Jahres reichten die Gewerkschaften gegen Texas Air Klage ein, weil Lorenzo den Pendeldienst für 225 Millionen Dollar an eine neugegründete Texas-Air-Tochter verkaufen wollte. Ein Bundesrichter hat diesen Plan mit einer einstweiligen Verfügung verhindert. Das Urteil wurde allerdings später in höherer Instanz aufgehoben, doch Lorenzo ließ das Vorhaben fallen.
Gelingt Trump der Kauf des Pendeldienstes, würde er die Linie wahrscheinlich wie einige seiner pompösen Bauten in Manhattan in ein Luxus-Unternehmen verwandeln, die Flugzeuge neu ausstatten, die Flughallen mit Marmorböden auslegen und den Shuttle in Trump Air umbenennen. Trump würde vermutlich auch Wochenendflüge nach Atlantik City einführen, wo er mehrere Kasinos betreibt.
Icahn hätte gegen den Verkauf des Pendeldienstes an Trump nichts einzuwenden. Denn Überseeflüge steuern den Löwenanteil zum TWA-Gewinn bei. Icahn interessiert sich daher für Easterns Flugnetz entlang der Ostküste und Flüge, die TWAs internationalem Streckennetz Passagiere zuführen würden.
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