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Bauern-Städter-Genossenschaft

■ Ökologische Lebensmittel, billig und vom Bauern direkt auf den Tisch / Das will die „Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft“ organisieren / Mitgenossen gesucht, Mindesteinlage 100 Mark

Seit vielen Jahren zum ersten Mal wird in Bremen wieder eine Genossenschaft gegründet. Sie soll die klassischen Vorbilder der Bauern-Genossenschaften und der Konsum-Genossenschaften miteinander verbinden: In der „Erzeuger-Verbraucher -Genossenschaft Bremen“ wollen sowohl landwirtschaftliche ProduzentInnen als auch die städtischen VerbraucherInnen zusammenarbeiten, die am Markt bislang als Konkurrenten gegeneinander stehen. Zwar gibt es bislang erst 15 Gründungs -Genossen, darunter auch zwei Produzenten, doch die

Initiatoren hoffen schon bald, einen ersten Bremer Laden eröffnen zu können, in dem vor allem ökologische Lebensmittel zu günstigen Preisen verkauft werden sollen. An diesem Wochenende veranstaltet die „Genossenschaft in Gründung“ zusammen mit der Landeszentrale für Politische Bildung im Bürgerhaus Weserterrassen eine Tagung, auf der die Idee umfassend vorgestellt und mit ExpertInnen auch aus anderen Städten diskutiert werden soll (Programm siehe untenstehenden Kasten).

„Unser Ziel ist, Menschen an

zusprechen, die mit der Bio-Szene bisher nichts zu tun hatten, weil ihnen die Zeit oder das Geld fehlen“, erklärte Gründungs-Genosse Peter Bargfrede am Mittwoch die Idee, „außerdem sollen auch Erzeuger Mitglied werden können, die nach einer Möglichkeit suchen, ihre Höfe auf biologischen Anbau umzustellen, in die etablierten Verbände wie „Demeter“ oder „Bioland“ aber noch nicht aufgenommen werden können.“ Die gesunden Lebensmittel sollen schwerpunktmäßig aus dem Bremer Umland bezogen werden. Für Reis, Oliven, Südfrüchte und andere Nahrungsmittel, die in Norddeutschland nicht wachsen, will die Genossenschaft jedoch auch nach Kooperativen in Südeuropa suchen, mit denen dann ein direkter Kontakt geschlossen werden soll.

„Das soll ein soziales und politisches Projekt werden“, informiert Bargfrede, der selber Mitglied der Selbstversorger-Cooperative im Lagerhaus, Schildstraße ist. Im Vordergrund sollen zwar die günstigen Einkaufsmöglichkeiten für die einen und die guten Absatzchancen für die anderen stehen, doch geplant sind auch eine intensive Bildungsarbeit über gesunde Ernährung und ökologischen Landbau, gemeinsame Feste, Ernteeinsätze und Reisen in die befreundeten südeuropäischen Kooperativen.

Wer an der Genossenschaft teilnehmen will, muß mindestens 100 Mark einlegen (höchstens 1.000 Mark). Sind erst einmal die gewünschten 500 GenossInnen zusammen, soll das Geld zum Aufbau eines eigenen großen Ladens mit professioneller Betreuung dienen, in dem die Produkte der ErzeugerInnen unter den VerbraucherInnen verkauft werden. Auf Wochenmärkten soll es zusätzlich einen freien Verkauf ge

ben und Großküchen, Kindertagesstätten, Krankenhäuser, Gemeinden und andere Interessenten an gesundem Essen können sich beliefern lassen.

Alle Entscheidungen sollen von möglichst vielen GenossInnen gemeinsam getroffen werden. Egal wie hoch die Einlage ist, gilt: ein Mitglied - eine Stimme. Einen Ort für den ersten Laden suchen die Initiatoren zur Zeit in der Neustadt, in Gröpelingen oder in Walle, da dort die Konkurrenz zu Bio -Läden nicht so stark ist und eher Menschen erreicht werden können, die bisher

keinen Zugang zu gesunden Lebensmitteln hatten.

„Natürlich brauchen wir am Anfang auch Zuschüsse. Wir sind im Gespräch mit dem Arbeits-und dem Wirtschaftssenanator“, sagte Bargfrede. Immerhin sei mit der Anmeldung einer „Genossenschaft in Gründung“ der erste schwierige Schritt bereits getan. Die gesetzlichen Vorschriften für die Gründung von Genossenschaften sind nämlich besonders streng. Doch die zuständige Genehmigungsbehörde in Hamburg hat bereits grünes Licht signalisiert.

Ase

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