KOMMENTAR: Kopf des Chaos
■ Keine Entlastung für Innensenator Meyer
Die Bremer Polizei ist bei dem Einsatz gegen die Gladbecker Geiselnehmer wie ein kopfloser Haufen durch die Gegend geirrt. Dies ist spätestens seit der ausführlichen Pannen –Bestands-Aufnahme Polizeipräsident Dieckmanns amtlich. Der Bericht des vom Senat eingesetzten Gutachters Günter Wendisch, bringt da kaum Neues. Aber: Durch die Art und Weise, wie der Wendisch-Bericht gestern nach der Fertigstellung eiligst präsentiert wurde, wird deutlich, daß der Senat eine Entlastung für Innensenator Bernd Meyer sieht.
Dabei drückt sich auch Wendisch an einer Bewertung Meyers vorbei. So fehlt eine Beurteilung der Entscheidung, den Geiselnehmern hart auf den Fersen zu bleiben, statt dem Leben der Geiseln Priorität zu geben. Dies war keine einsatzstrategische, sondern eine politische Frage. Aus diesem Fehler entwickelten sich erst all die Pannen, die jetzt selbstkritisch präsentiert werden. Wer wie Meyer aber in der Einsatzzentrale lediglich das Versagen beobachtet, ist nur zu retten, wenn andere geopfert werden. Die Gutachten reichen, um den verantwortlichen Polizisten zu schassen, der Kopf des Chaos, Innensenator Meyer, bleibt dem Untersuchungsausschuß.
Holger Bruns-Kösters
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