: Kunst im U-Bahnhof
'Phallus‘, Erich Reischke, U-Bahnhof Berliner Straße
Foto: Q.
Der 1930 in Ostpreußen geborene Bildhauer, der zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland bestritten hat und unter anderem auch Mitbegründer der Symposien Europäischer Bildhauer ist, läßt zu seiner 1972 entstandenen Bronzeskulptur, die eine Höhe von 2.10 Meter hat, verlautet: „Sinnbild von Fruchtbarkeit und Gewalt.“
Es hat wohl etwas vom Männlichkeitswahn, daß man jedes senkrechte Teil immer gleich als Phallus bezeichnen muß, ist es doch höchst selten, daß einem Mann der Schwanz tatsächlich senkrecht steht. Dieser Schaft, so wie er dort unterirdisch steht, benimmt sich ziemlich harmlos. Er stört niemanden, er wird zur Kenntnis genommen, und wenn sich jemand unbeobachtet glaubt, wird er sogar gestreichelt. Manche belächeln ihn, wie er da steht wie eine frische, zu dünn geratene Litfaßsäule, obwohl er auch für private Mitteilungen dient. Die Symbolkraft scheint er jedenfalls verloren zu haben, der Stab der Fruchtbarkeit und Gewalt ist säkularisiert. Jedenfalls ist nicht bekannt, ob schon jemand wegen seines Ausmaßes an Gewalt die nebenan installierte Notbremse gezogen hat.
Qpferdach
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