: Gelungenes JazzFest-Finale
■ Letzter Abend im Dix‘ / Das „Carlos Ward Quartet“, die Gruppe „Quest“ und das hochgelobte Bremer Publikum sorgten für einen beeindruckenden Abschluß
Den Auftakt und gleichzeitig seinen ersten Europa-Auftritt machte das Quartett des langjährigen Abdullah Ibrahim -Begleiters Carlos Ward. In der aktuellen Besetzung spielen die vier erst ganz kurz zusammen, so waren kleinere Irritationen im Zusammenspiel nicht verwunderlich. Wards Mitmusiker waren Jack Walrath an Trompete und Flügelhorn, Miroslav Vitous am Baß und Janusz Stefanski am Schlagzeug. Vitous und Stefanski bildeten ein ausgezeichnetes Rhytmusgespann, das energisch und differenziert agierte. Vitous, bekannt für seine Arbeit mit dem gestrichenen Baß, nutzte die Gelegenheit zu einem sehr schönen Solo. Jack Walrath spielte den ganzen Set über eher zurückhaltend.
Auch Ward blies anfangs eher mit zurückgehaltener Dynamik. Die brach in der Komposition „Rosa takes a stand“ auf, die der Scharzen Rosa Parks gewidmet ist, deren Weigerung, das nur für Weiße reservierte Abteil eines
Busses zu verlassen, in den 50er Jahren einen legendären Busboykott auslöste, eine der spektakulärsten Aktionen der Bewegung gegen die Rassentrennung in den USA. Ward blies eine freie, aggressive Improvisation, die seine Fähigkeiten auf dem Altsax unter Beweis stellte. So gab es nch dem gut einstündigen Set langanhaltenden Beifall.
Eine weitere Steigerung der freieren Ausdrucksweise war der Auftritt von „Quest“, das sind: David Liebman Sobransaxophon, Richie Beirach - Piano, Ron McClure - Baß und Billy Hart - Schlagzeug. Dabid Liebman entfaltet auf dem Sopran eine erstaunliche Klangvielfalt, von weichflließenden melodiösen Linien zu ekstatischen „Schreien“ oder seltsamen Geräuschen, beispielsweise wenn er das Sax in den Flügel spielt und damit die Saiten zu echoartigen Schwingungen bringt. Sein Spiel spiegelt sich scheinbar in Gestik und Körperhaltung wider: selbstversun
ken, fast träumerisch ebenso wie schmerzverzerrt, sich die Lunge aus dem Leib blasend. Kongenial der Schlagzeuger Billy Hart, der wie ein Orkan über sein Drumset tobte, dabei aber auch die „Ruhe vor dem Sturm“ zu gestalten wußte. Er unterlegte einen außerordentlich vielschichtigen Rhytmusteppich, manche kraftvollen Schläge peitschten wie Schüsse durch das Dix‘.
Der langjährige Partner Liebmans, Richie Beirach, ließ seiner Neigung zu Klassischem Raum, mit einem Hang zu ausladenden Gesten. Demgegenüber machte Ron McLure am Baß einen zwar aufmerksam mitagierenden, aber müden Eindruck. Die Anwesenden waren begeistert und Liebman nannte das Bremer Publikum „always excellent“. Besonderes Lob ging an Volker Steppat und Peter Schulze Carstens von der Jazz-und Pop-Redaktion. Mit einer heftigst beklatschten Zugabe endete der Set nach fast zwei Stunden.
Arnaud
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