: Israelischer Soldat und zwei Araber getötet
■ Siedler in Westjordanland erschießt Palästinenser, der israelischen Soldaten erstochen hatte / 14jährige Palästinenserin von Kugel getroffen / Seit Beginn der Intifada 309 Araber und elf Israeli getötet / Immer noch Verwirrung über Koalitionsbildung
Jerusalem (afp) - Zum zweiten Mal seit Beginn der Unruhen in den von Israel besetzten Gebieten ist am Montag im besetzten Westjordanland ein israelischer Soldat von einem Palästinenser getötet worden. Der Täter selbst wurde unmittelbar nach der Tat von einem anderen Soldaten erschossen, teilte ein Militärsprecher mit. Kurz zuvor war in dem Dorf Salem ein 14jähriges Mädchen nach Palästinenserangaben tödlich von der Kugel eines Militärs getroffen worden. Der israelische Staatspräsident hat unterdessen sechs Tage nach den Parlamentswahlen inmitten allgemeiner Unsicherheit über den Ausgang der Regierungsbildung die Parteiführer des Landes zu ersten Konsultationen empfangen.
Der Mordanschlag auf den israelischen Soldaten ereignete sich am Eingang des Dorfs Massua im Jordantal. Der 21jährige David Danieli zeigte bei einer Kontrolle auf Aufforderung nicht seine Papiere vor, sondern zog ein Messer und tötete den Soldaten mit mehreren Stichen, hieß es . Zuletzt war ein israelischer Militärangehöriger am 20.März in Bethlehem von einem Palästinenser erschossen worden.
Kurz zuvor war in Salem die 14jährige Palästinenserin Ismat Mahmud von einer Kugel in den Kopf getroffen worden, als es während einer Durchsuchungsaktion der Armee zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Dorfbewohnern kam. Auch in der nahegelegenen Stadt Nablus erlitten drei weitere Palästinenser Schußverletzungen. Die Zahl der seit vergangenem Dezember getöteten Palästinenser erhöhte sich damit auf 287.
In Jerusalem herrschte auch am Montag, sechs Tage nach den Parlamentswahlen, noch immer Verwirrung über die künftige Regierungskoalition. Staatspräsident Chaim Herzog empfing die Parteiführer des Landes zu ersten Konsultationsgesprächen. Die größte Partei, der rechtsnationale Likud, versucht weiter, die rechtsextremen und religiösen Parteien für eine Koalition zu gewinnen. Die größte der religiösen Gruppierungen, die ultra-orthodoxe Schas (6 Sitze), schloß inzwischen ein Bündnis mit der „offeneren“ sozialdemokratischen Arbeiterpartei aber nicht mehr kategorisch aus. Der Parteiführer, Rabbi Jizchak Peretz, bat sich einige Tage „Bedenkzeit“ aus. Beobachtern zufolge kann es sich aber auch lediglich um ein taktisches Manöver gegenüber dem Likud handeln.
Für zusätzliches Durcheinander sorgte die ultra-orthodoxe Partei „Agodat Israel“ (fünf Sitze). Sie scheint nunmehr bereit, sich einer „großen Koalition“ unter Führung des Likud-Blocks anzuschließen, wobei die Ressorts Außenpolitik und Verteidigung jedoch von der Arbeiterpartei besetzt werden müßten, hieß es aus Kreisen der religiösen Partei.
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