: HELL, YES! HELL, NO!
■ Filme über die Mansan-Family im Sputnik
Worship Him! Kill for Him! Die for Him! Make love for Him! - so und ähnlich wurden die Schnellschußproduktionen des amerikanischen Exploitationsfilm angepriesen, die den Tate-/LaBianca-Morden folgten, und die mehr mit auf Zelluloid gebannten bürgerlichen Wünschen und Ängsten zu tun hatten, als mit ihm, dem Sündenbock einer ganzen Generation: Charles Manson.
Das Sputnik-Kino Wedding zeigt nun am Sonntag einmalig vier Docu-Dramas, die die Möglichkeit bieten, tief, tief hinabzutauchen in diesen Medien-Mythos der ausgehenden siebziger Jahre; Manson von Lawrence Merrick und Robert Hendrickson (Laurence Merrick war der Schauspiellehrer von Sharon Tate. Zwei Tage nach der Premiere des Films wurde er erschossen.), ein Film, der für den Academy Award nominiert war. Wir sehen Interviews mit Lynette „Squeaky“ Fromme (die - by the way - ebenfalls im Knast sitzt, wg. versuchten Attentats auf Ex-US-Präsident Gerald Ford), Sandra Good und - naturally - Ankläger Vince Bugliosi, der wunderbarst obskure Geschichten erzählt - Charlie und das „White Album“ der Beatles, that's great stuff! Außerdem: das Tom Snyder Interview für AT (1981): ein white collar Journalist, der noch nie davon gehört hat, daß blutige Gemetzel die Auflage steigern, holt Charlie ständig vom space-ship runter. Nightwatch: Charlie in einer amerikanischen Fernsehshow. Ich hoffe, die commercials sind auch drin. Und für die, die schon immer wußten, daß die „Family“ nur ein Haufen durchgeknallter, gelangweilte und vor allem häßlicher Bürgerkiddies war: Family movies, so lebten die Hippies wirklich! (Nur noch von Nudisten-Filmen aus den Fünfzigern zu übertreffen!) Anyhow, im wüsten Taumel engrammatischer Prägungen - so der Name Charles Manson auftaucht - geht natürlich völlig unter, daß der arme Mensch in Vacaville (!!) sitzt, daß eigentlich jeder Interviewer ihm bescheinigt, einen klaren Kopf zu haben, daß „Godhead“ Manson - das für die Liga der Unbedarften - peinlichst stinknormal „richtige“ Ideen zu Drogen, Umweltschutz, Politik etc. hat und das besonders, er Dinge auf den berühmten Punkt zu bringen weiß „The Beatles killed the music. (...) Why don't we do it in the road? Do what? Who's gonna do it in the road? We'll do it uin the road, we'll do the suffering, and the kids come to the nut ward and say, we'll go down to Strawberry Field, where nothing is real, Penny Lane, cut your fuckin‘ wrists, write 'I love you God‘ on the wall and all that stuff, then hang yourself on the fuckin‘ ventilator.“ So geht das. Und go ahaed! Go ahead!
Stoert
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