piwik no script img

Öl ins Hafenbecken „entsorgt“

■ Größter Bremer Altöl-Entsorger soll mit Marpol die Hafenbehörden betrogen haben

Betrug, Urkundenfälschung, Verunreinigung von Gewässern. Schwarz wie Altöl sind die Wolken, die sich über dem Kopf des Reeders Dieter Fehner zusammengebraut haben. Kripo und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen ihn. (Siehe auch taz vom 24. 10.)

Und so soll er den Staat geprellt haben: Nur einen Teil der Ölrückstände, die er den Hafenbehörden in Rechnung stellte, hat er tatsächlich aus den Tanks der Seeschiffe gepumpt und in die Hamburger Aufbereitungsanlagen gefahren. Bescheinigungen sollen gefälscht worden sein.

Seit dem ersten Juni können die Kapitäne von Seeschiffen ihre Ölrückstände unentgeltlich in bundesdeutschen Häfen loswerden („Marpol„-Abkommen gegen Meeresverschmutzung). Die Kosten tragen bis zum Jahr 1991 Bund und Land.

Wieviel die Entsorgungsunternehmen mit Tanklastwagen oder kleinen Tankschiffen aus den Bäuchen der Frachter pumpen, das müssen die Kapitäne den Entsorgern bescheinigen. Auch die Unternehmen, die die Ölrückstände letzten Endes recyclen oder verbrennen, müssen dem Entsorgungsunternehmen die abgelieferte Menge bescheinigen.

Als die Bremerhavener Wasserschutzpolizei am sechsten September dieses Jahres an Bord des Altöl-Tankers „Kismet“ kam, wurde sie in doppelter Weise fündig: In einem Tank der „Kismet“ fanden sie just jenes Öl, das auch als Ölteppich im Kaiserhafen schwamm. Ihr Verdacht: Kapitän Dieter Fehner hatte in einem Tank das (schwerere) Wasser unter dem (leichteren) Öl heraus über Bord gepumpt, und den Hahn nicht rechtzeitig zugedreht. Deshalb war außer dem ölverschmutzten Wasser auch Öl ins Hafenbecken gestömt.

In anderen Tanks der „Kismet“ befanden sich keine Ölabfälle, sondern Treibstoff für Schiffsmaschinen. Diese Ölmengen stammten aus einem Frachtschiff, das kurz davor von der „Kismet“ entsorgt worden war. Obwohl dieses Öl keineswegs Abfall war, tauchte es in den Papieren als unbrauchbares „Öl -Wasser-Gemisch“ auf.

Kurz nach der Polizeikontrolle auf der „Kismet“ löste die Hafenbehörde den Vertrag mit Fehner fristlos. Unregelmäßigkeiten in Fehners Abrechnungen waren ihr bereits vorher aufgefallen. „Schon sehr früh“, berichtete gestern ein Insider, seien deshalb die Zahlungen an Fehner eingestellt worden. Aus Bremerhavener Unternehmerkreisen verlautete, daß Fehner für seine Marpol-Aufträge überhaupt kein Geld bekommen habe.

Haben Schiffs-Kapitäne mitgespielt? Dieser Frage will die Bremerhaver Kriminalpolizei nun nachgehen. Wenn Schiffe, die Fehner entsorgt hat, bundesdeutsche Häfen anlaufen, sollen die „Öltagebücher“ kontrolliert werden. So will die Kripo ermitteln, ob die Schiffe bei ihrem letzten Besuch in Bremerhaven überhaupt so viel Altöl an Bord haben konnten, wie sie angeblich von Fehner entsorgen ließen.

Gegenüber der taz beteuerte Dieter Fehner gestern seine Umschuld. Er sieht in den Anschuldigungen nichts als eine Intrige seiner Konkurrenten.

mw

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen