piwik no script img

LKA-Anschlag auf Strommast

■ Erfolglose „Forschungs-Sprengung“ im ostfriesischen Diele von LKA-Beamten/ Betonmantel schützt Mast-Beine / Grüne stellen kleine Anfrage im Landtag

Es kracht gewaltig, dann wirbelt eine große Staubwolke auf. Doch als sie sich wieder verzogen hat, ist das Erstaunen groß: Der 55 Meter hohe Strommast steht immer noch auf seinen Beinen in der Landschaft. 4 Feuerlöscher, jeder mit 14 Kilo Sprengstoff gefüllt, haben ihn nicht umgelegt.

Trotzdem sind die „Spreng meister“ zufrieden: Es sind Beamte des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA).

Am 29.11. verübten sie beim Umspannwerk Diele im Rheiderland eine „Forschungs-Sprengung“, wie der zuständige LKA-Abteilungsleiter Schormann bestätigt. Zuvor waren die Beine des Strommastes mit verschieden dicken Betonmänteln geschützt worden. „Ohne Ummantelung wäre er sicher weg gewesen“, resümiert Schormann lakonisch den erfolgreichen Test. Jetzt könnte es schwer werden, für „Chaoten und Terroristen, die in Niedersachsen bereits Sprengstoffanschläge dieser Art in nicht unerheblicher Zahl“ verübt hätten, wie Kriminaldirektor Wolf Roemhild den Anlaß zur polizeilichen Sprengung erläuterte.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag wollen nun mit einer Anfrage ergründen, ob das LKA „beabsichtigt, künftig Strommasten auch abzusägen oder auf andere Weise zu Fall zu bringen“. Und der Emder Arbeitskreis „Öffentliche Polizeikontrolle“ fragt: „Nach dem Celler Loch jetzt ein Dieler Mastbruch?“ Der Hochspannungs-Träger hatte einen „Restwert“ von 10.000 Mark, wie Reinhard

Flug, Betriebsdirektor der Eigentümerin PreAG in Oldenburg, weiß. Allerdings stand er an einer toten Leitung. Für die LKA-Aktion war er umsonst zur Verfügung gestellt worden. Er wurde sogar eigens wieder mit Leitungen ausgestattet, die nach wenigen hundert Metern fest im Erdreich versenkt wurden, um die übliche Spannung zu simulieren.

Wenn das LKA der PreAG nun die Test-Ergebnisse „selbstver

ständlich kostenlos“ zur Verfügung stellt, könnte der Atomstrom-Verkäufer seine vielen Strommasten für ca. 8.000 Mark gegen Feuerlösch-Sprengsätze nachrüsten lassen. Doch LKA-Abteilungslieter Schormann dämpfte schon jetzt vorbeugend überschießende Hoffnungen: „Natürlich können Sie mit einer größeren Menge Sprengstoff auch betonummantelte Masten umlegen.“

Ase

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen