: Beweis für Gaseinsätze
■ 1.500 bis 5.000 Tote bei irakischem Einsatz gegen Kurden im vergangenen August / Bodenproben aus Irakisch-Kurdistan ergaben Spuren von Senfgas
Berlin (taz) - Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Bonn neue Informationen über irakische Giftgasangriffe auf kurdische Dörfer Ende August 88 vorgelegt. Nach Angaben des britischen Journalisten Gwynne Roberts wurden bei einem bislang nicht bekannten Giftgaseinsatz am 29.8.1988 auf kurdische und christlich-assyrische Siedlungen im Bassay-Tal in Irakisch -Kurdistan 1.500 bis 5.000 Menschen getötet.
Roberts berichtete, er habe mit 15 Überlebenden des Angriffes gesprochen. Sie hätten berichtet, daß einen Tag nach dem Angriff 2.000 irakische Soldaten mit Gasmasken in die betroffenen Dörfer gekommen seien und die zum Teil noch lebenden, mehrere tausend Opfer mit Kerosin übergossen und verbrannt hätten.
Roberts entnahm auch an verschiedenen Stellen in Irakisch -Kurdistan am 6.11.1988 nahe der Dörfer Siero und Serwa Bodenproben, um den Einsatz von Giftgas durch die irakische Armee nachzuweisen. Eine Analyse der Proben in einem britischen Forschungsinstitut ergab, daß Spuren von Senfgas in dem Boden gefunden wurden. Roberts präsentierte auf der Pressekonferenz die Gasmaske eines irakischen Soldaten sowie eine Medizintasche eines Armeeangehörigen aus dem Kriegsgebiet, in der sich das nach Giftgasangriffen benutzte Gegengift Anthropin befand. Der Bundesvorsitzende der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilman Zülch, und Gwynne Roberts wollten diese Beweise für irakische Giftgasangriffe am Mittwoch nachmittag dem Auswärtigen Amt in Bonn übergeben. Besonders erschreckend waren die Zeugnisse der Überlebenden, die Roberts interviewen konnte. Einer der Überlebenden berichtete: „Es müssen 3.000 Körper gewesen sein und Tausende von toten Tieren. Die Toten hatten eine Schicht über den Augen und aus Nase und Mundwinkeln kam ein furchtbarer Schleim. Die Haut warf Blasen und schälte sich ab, einige völlig entstellte Kinder stöhnten.“ Ein anderer Augenzeuge berichtete: „Der erste Körper, den ich sah, war völlig schwarz, es war unbegreiflich. Ich bin dann an den Toten vorbeigegangen und hörte die Schreie von den wenigen Überlebenden. Unter den Massen von Toten waren vor allem Kinder.“
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