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Awo: Asyllager ohne uns

■ Arbeiterwohlfahrt will die Gröpelinger Flüchtlingsbaracken nicht betreiben / Senat soll stattdessen Häuser kaufen

Die Arbeiterwohlfahrt spielt nicht mehr mit, aber das Sozialamt hält an seinen Plänen fest: Die Wohnbaracken am Bremer Industriehafen sollen renoviert und ab Januar als Unterkunft für 60 einsame männliche Asylbewerber genutzt werden. (s. taz vom 2.12.) Zwar sucht das Amt nach menschlicheren Alternativen, hieß es gestern. Aber wenn keine gefunden werden, dann werden die ehemaligen Hafenarbeiter-Baracken neben der Giftmüllfirma Plump bezogen werden.

Die Bremer Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat dem Sozialamt inzwischen mitgeteilt, daß sie als „Betreiber“ der Sammelunterkunft nicht mehr zur Verfügung steht. Awo -Geschäftsführer Hans Taake hält es für unverantwortlich, 60 untereinander fremde Männer verschiedener Nationalität in den Gröpelinger „Schuppen“ unterzubringen, isoliert vom öffentlichen Leben der Stadt. Taake schlägt vor, daß die Stadt Wohnhäuser kauft und die

Flüchtlinge dort unterbringt. Das käme auf die Dauer billiger als die jetzt übliche Unterbringung in Hotels, die rund 20 Mark pro Person und Tag kostet. Dieser Vorschlag der „Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände“ wird dem Sozialsenator Scherf in den nächsten Tagen zugehen. Den Wohlfahrtsverbänden schweben Flüchtlings-Hausgemeinschaften vor, in denen Familien und Einzelpersonen zusammenleben und sich mit ihren deutschen Nachbarn vertragen. Unterkünfte mit „Lagercharakter“ lehnen die Verbände ab. In jedem Falle müsse eine „sozialarbeiterische Betreuung“ gegeben sein.

Die Sozialbehörde will nun, wo die Awo ausgestiegen ist, das Gröpelinger Asyllager selbst betreiben. Mit Hochdruck wird an den Vorbereitungen gearbeitet. Besonders wichtig dabei: die fieberhafte Suche nach den MitarbeiterInnenn, die die taz über die Lager-Pläne informiert haben sollen.

mw

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