: Zwerenz-betr.: "Würzburger Kommandeurtagung: Kopf ab zum Gebet", taz vom 16.12.88, Kommentar: "Offene "Worte", taz vom 21.12.88
betr.: „Würzburger Kommandeurtagung: Kopf ab zum Gebet“, taz vom 16.12.88, Kommentar: „Offene Worte“,
taz vom 21.12.88
Zwerenz hat offensichtlich was gegen Muff und Pickelhauben, und er freut sich über Leute, die damit aufräumen wollen. Zwerenz weiß, daß die ganze Welt im Zeichen der Perestroka steht, und er hat was gegen Bonner Minister, die das nicht kapieren. Zwerenz hat was gegen den Primat der politischen Führung (er meint, dieser politischen Führung, nur das schreibt er nicht) und deswegen will er nicht, „daß die Militärs ihren Sachverstand im Spind verschließen“. Er will, daß Offiziere, wie der Flottillenadmiral Schmähling, dessen Äußerungen nach der Würzburger Kommandeurstagung Aufsehen erregten und den er in seinem Kommentar so lobt, sich durchsetzen.
Schmähling ist ein Modernisierer, einer der Still -Gestanden, Männchen-Machen etc. als nicht mehr vereinbar mit den Erfordernissen einer modernen Armee ansieht, einer der die aus der Betriebssoziologie bekannten Erkenntnisse, daß Menschen motivierter arbeiten, wenn man sie formal ernstnimmt, statt sie als Arschlöcher zu beschimpfen, auch in der Bundeswehr durchgesetzt sehen möchte (so schrieb er in der 'Frankfurter Rundschau‘ vom 3./4.11.88).
Schmähling ist auch einer, der zur Effizienssteigerung der Bundeswehr die Geschäftsgrundlage der Nato zugunsten des gesteigerten bundesdeutschen Gewichts neu bearbeitet sehen möchte (so sprach er in den Tagesthemen vom 19.12.88). Daß eine Effizienssteigerung auch mit quantitativer Beschränkung korrelieren kann, einhergehend mit qualitativer Intensivierung, sollte dem neuen Wehrexperten am Beispiel der „Heeresstrukturreform 2000“ eigentlich klar geworden sein.
Flottillenadmiral Schmähling und Wehrmachts-Obergefreiter a.D. Zwerenz wollen also beide eine moderne Armee. Zwerenz: Es „ließe sich aus der Bundeswehr eine moderne Armee schaffen“. Schmähling: „Eine demokratische Armee kann und darf sich nicht den gesellschaftlichen Entwicklungen entziehen.“ ('FR‘ 3.11.88).
Damit ist er - in seinen eigenen Worten „gewiß Militärfachmann genug“ - der ideale Wehrexperte für eine moderne und effiziente taz.
Martin Krauß, Berlin 61
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