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„Nadis„-Schnüffelei

■ VS-Ausschuß am Staatsschutz-Computer: Bei 20 Journalisten- Namen drei Volltreffer / Finkelnburg: „Sachakte taz“ gesichtet

Der Parlamentarische Untersuchungsausschuß tagte gestern im Herzen der Lauschzentrale des Verfassungsschutzes (VS). Obwohl an die Computer gelassen, vermochten die Ausschußmitglieder aber nicht besonders fündig zu werden. 20 Namen von Journalisten wurden in die Terminals eingegeben, um zu prüfen, ob sie in der Hinweisdatei „Nadis“ gespeichert sind. Drei der 20 Versuche erwiesen sich als Treffer. Wer warum gespeichert wurde, wollte der Ausschußvorsitzende Finkelnburg anschließend nicht bekannt geben. Lediglich in einem Fall nannte er das „Hilfeersuchen“ eines Journalisten, der sich von einem östlichen Geheimdienst beobachtet fühlte, als Grund. Weder die Auswahl der Namen noch das Ergebnis sei repräsentativ.

Finkelnburg zufolge beschäftigt sich der Ausschuß weiter mit der Aussage von Staatssekretär Müllenbrock. Dieser hatte Überlegungen bestätigt, nach denen ein V-Mann vom VS in die taz eingeschleust werden sollte. Man sei „ein ganzes Stück vorangekommen“, der Komplex sei aber noch nicht abgeschlossen. Der Fall Hermsdorf (siehe Seite 3) ist für ihn noch kein Thema. Auch die weitere Vernehmung von drei Mitarbeitern des VS gestern soll sich meist um die Ausforschung der taz gedreht haben; nach der Wahl wird das Thema weiterverhandelt.

Der anstehende Zwischenbericht wird sich wohl nur mit dem Fall „Telschow“ und der Bespitzelung des SPD-Abgeordneten Erich Pätzold befassen. Finkelnburg bestätigte, daß die einen Tag lang unauffindbare „Sachakte taz“ gestern nachmittag im Büro des Ausschusses eingetroffen ist. Auf die Frage nach dem zwischenzeitlichen Verbleib meinte er ganz unglücklich: „Das weiß ich nicht.“

wg

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