: Gespräche über Dialoge
■ Im Wissenschaftsausschuß wurde über Dialoge palavert und nichts gesagt
Gestern morgen im Wissenschaftsausschuß des Abgeordnetenhauses. Einziger Tagesordnungsordnungspunkt auf Antrag von SPD und AL im Wissenschaftsausschuß ist eine Besprechung zur aktuellen Lage an den Berliner Hochschulen. Die in der zugespitzten Streikphase mit Spannung erwartete Diskussion der Parteien geriet jedoch bald zur Märchenstunde, in der abgestandene hochschulpolitische Glaubensbekenntisse und Kommunikationstheorien die Runde machen. Der Abgeordnete Kremendahl (SPD) macht den Anfang, und zwar mit der fulminanten Feststellung, daß die Situation an den Hochschulen „politisch jetzt ein Stadium erreicht habe, in dem Antworten gefordert“ sind. Der CDU-Abgeordnete Wruck findet es an der Zeit, noch mal etwas „Selbstkritisches“ zu sagen. „Wir wissen doch alle, daß wir die Situation an den Hochschulen rechtzeitig erkannt haben. Wir Politiker haben zu stark auf eine Bürokratie gehört, die mit seltsamen Statistiken gearbeitet hat. Ich sage ganz offen, wir müssen mit den Betroffenen reden, und zwar auch mit den Studenten.“ Dort, wo es Gegensätze gebe, könne man nachdenken, auch über personelle Konsequenzen, „aber bitte schön nach den Wahlen“. Wenn er es recht bedenkt, findet Wruck es sogar ganz „sympathisch“, daß die Studenten nicht „autoritätsgläubig“ alles mit sich machen lassen. Herr Polksdorf von der FDP versteht den ganzen Wirbel nicht. Den Liberalen kann es nicht darum gehen, den Dialog zu beginnen, sondern ihn fortzusetzen. Kein einziger Dialog ist von seiner Fraktion abschlägig beschieden worden. Was die Beanspruchung der Uni angeht, so ist er sich mit Wruck einig. „Wir als Politiker sind strulturelle prognostische Fehlleistungen.“ Und wenn man mit materiellen Angeboten reagiere, lautete die Reaktion ja doch immer nur „wenig“ oder „Bestechungsversuch“.
Schließlich ergreift der Senator das Wort. Nachdem er über die „Hinfälligkeit“ der Polizeieinsätze an der FU philosophiert hat, entfährt ihm der Satz: „Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich seit Anfang Dezember anderes tue, als Gespärche zu führen.“ Während Grogelke (AL) noch schnell an eine große AL-Anfrage zum Thema erinnert und Wruck betont, daß von seiten der CDU und Senats wirklich keinerlei Vorbedingung für Gespräche mit Studenten existierten, ist vor Diepgens Amtszimmer gerade ein weiterer Dialogversuch mit einer vom Besetzerrat legitimierten Abordnung von Studenten gescheitert.
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