Tränen und Trauer - traurig und dunkel

■ Hanne Sobek, das große Fußballer-Vorbild, ist tot / Der 88jährige verstarb am vergangenen Freitag

Die Schlüsselszene, warum er ein großer Fußballer werden wollte, so erzählte Hanne Sobek am Stammtisch immer gerne, ereignete sich 1916 in der Weddinger Wollinerstraße. Es war eine Trotzreaktion: Der damals 16jährige Hanne spielte mit anderen Jugendlichen Straßenfußball und wurde von seinem Vater erwischt. Erwischt? „Ja natürlich, schließlich hatte ich meinen besten Anzug an. Mein strenger Vater wollte mir den Fußball verbieten.“

Hanne Sobek war Zeit seines Lebens immer zweierlei: Er hatte Witz und war fair. Ein Sportsmann erster Güte, ob im naßgeschwitzen Triko oder im Smoking - mal Gentleman, mal Kumpel. Er war es, der Hertha BSC nach vielen vergeblichen Versuchen 1930 und 1931 zur Deutschen Meisterschaft führte. Hanne Sobek, der Auswahlspieler. Auch nach seiner aktiven Laufbahn setzte er sich für die Gesundbrunner ein, führte sie 1963 in die Bundesliga und sprang 1965, im Jahr des Zwangsabstiegs, als Notvorstand ein. Hanne Sobek, der Retter in der Not. Hanne Sobek, der „Mister Hertha“ genannt wurde.

Viele zählten zu seinen Freunden, schätzen ihn: das Unikum Hans Albers, der Boxer Max Schmeling, der Politiker Richard von Weizsäcker, um nur wenige zu nennen. Sie alle sahen in Sobek die Verkörperung des sportlichen Gedankens, einen Mann, der letztendlich nur eines im Kopf hatte: Fußball und nochmal Fußball. Sepp Herberger sagte einmal über ihn: „Hanne Sobek war für mich der größte Fußballspieler, den Berlin je besessen hat.“ Und Helmut Schön:„Ein Gentleman erster Garnitur. Ich bin stolz darauf, ihn zu kennen.“ Nun ist Hanne Sobek tot. Das Vorbild und Aushängeschild des Berliner Fußballs verstarb, 88jährig, am vergangenen Freitag.

hosch