: Augen-Operation schwimmend
■ Bmemerhavener Lloydwerft baut alte Fähre zu schwimmender Augenklinik um Westler und Saudis sollen kreuzfahren und kurzsichtige Augen operieren lassen
Fielmann ist bei Brillen der Größte, aber jetzt müssen auch ihm die Knie schlottern. Denn auf der Bremerhavener Lloyd -Werft wird bald eine rostige russische Fähre zur schwimmenden Augenklinik umgebaut.
Nach der Methode des Moskauer Augenarztes Prof. Swatoslaw Fjodorow sollen Kurzsichtige sich ihr Leiden während einer Kreuzfahrt wegoperieren lassen können.
An Deck will Fjodorow ein riesiges, leeres Aquarium aufstellen lassen. Nach erfolgreicher Operation können die Patientinnen ihre dann nutzlosen Brillen dort hineinwerfen, ob Papa nun einen Pfennig dazubezahlt hat oder nicht.
Und so funktioniert das Wunder: Die zu stark gewölbte Hornhaut des Kurzsichtigen wird mit einen Diamantmesser bis zu
16mal geritzt. Durch den Innendruck des Auges flacht die Wölbung ab. Dann stimmt die Optik, wenn der Computer nach der Voruntersuchung Lage und Tiefe der operativen Schnitte richtig ausgerechnet hat.
Nur sieben Minuten dauert die Operation, dann gibts Kaffee und Schnittchen. Ein paar Tage braucht das Auge zum Verheilen der Schnittflächen und wird solange mit einer Augenklappe vor Licht, Zug und Bewegungen geschützt. Dann kommt das andere dran.
„Das geht wie am Fließband“, berichtete Rüdiger Pallentin von der Lloydwerft gestern der taz. Die Patienten würden von Arzt zu Arzt weitergereicht bis zu Endstation, der Coffee -Bar. Auf den Autodecks der „Mikail Suslow“, die ab dem 20. März zur Augenklinik ausgebaut werden, werden die Patientenbetten allerdings sternförmig angeordnet sein und wie bei einem Revolver weiterrücken.
20 Prozent der Patienten in Fjodorows Moskauer Klinik stammen schon jetzt aus dem Westen. Die Operation und der mehrtägige Aufenthalt kostet sie pauschal 2.500 US-Dollar. Das Kreuzfahrtschiff soll ab Juni dieses Jahres im östlichen Mittel
meer verkehren.
Die sowjetische Reederei „Black-Sea-Shipping -Company“ rechnet nicht nur mit den Patienten als Gästen. Ein Bremer Branchenkenner: „Wenn sich ein arbaischer Patient operieren läßt, dann kommt der ganze Clan mit an Bord, das lohnt sich für den Reeder“.
Prof. Fjodorow ist nicht nur ein guter Augenarzt, sondern auch geschäftstüchtig. Seine Moskauer Klinik betreibt er auf eigene Rechnung. Den Umbau der alten Fähre in eine moderne, luxurilöse Augenklinik betreibt er im „Joint
venture“ mit der Schwarzmeer- Reederei, also als gemeinsames Unternehmen.
Dabei geht er nicht zum ersten Mal aufs Wasser: Eine kleinere Klinik ist auf einem Binnenschiff installiert, das auf den endlosen russischen Strömen unterwegs ist. Nur in den Häfen wird dann gegen die russische Kurzsichtigkeit gekämpft. So wird es auch bei der „Mikail Suslow“ sein: Operiert wird nur im sicheren Hafen. Damit keinem Arzt im Seegang das Messer ausrutscht.
m
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen