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Vorlauf: DDR vor Ort

■ "Eine gewisse Freiheit"

(„Eine gewisse Freiheit“, 20.30 Uhr, West 3) Ein Filmporträt kann nur den Teil der Persönlichkeit beleuchten, den der Porträtierte preiszugeben bereit ist. Wolfgang Kohlhaase ist in der DDR als Drehbuchautor fest eingefügt in den sozialistischen Kulturbetrieb; seine Drehbücher zu den Konrad-Wolf-Filmen und die deutsch-deutsche Koproduktion Der Bruch mit Götz George in der Hauptrolle haben ihn auch außerhalb der DDR bekannt gemacht. Seine Stellung zu staatlichen Kultureinrichtungen, sein Erleben von Konflikten in der Gesellschaft sollte der Film DDR vor Ort: Eine gewisse Freiheit von Dorothea Neukirchen schildern, doch außer Fakten, in welchen Gremien und Komitees Kohlhaase als Funktionär Einfluß auf die Kulturpolitik nimmt, gibt es kaum etwas zu erfahren; mehr will Kohlhaase nicht über sich in Erfahrung bringen lassen.

Oft ist das aufschlußreicher, was nicht zu sehen und nicht zu hören ist, als das, was gezeigt wird: Kohlhaase verkriecht sich hinter einer Fassade, die so glatt ist, daß jeder Satz mißtrauischer macht und den Zuschauer dazu bringt, aufmerksam zwischen die Phrasen zu hören. Die Auslassungen Kohlhaases setzen sich dann doch noch zu einem Porträt zusammen, das in seinem Schweigen ein beredtes Zeugnis über einen Menschen ablegt, der sich einem System angepaßt hat. Ein Langstreckenläufer, wie er sich selbst beschreibt, der „auf der Bahn bleiben“ muß und sich ungern durch die Fragen einer westlichen Journalistin aus dem Rennen werfen lassen würde.

Christof Boy

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