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VON ALLEN GEMEINSCHAFTEN GETRENNT

■ Hungerstreik für Selbstbestimmung

Ich bin heute in einen unbefristeten Hungerstreik getreten.

Konkret sehe ich den Hungerstreik als Kampfmaßnahme gegen ein Justiz-Knastsystem, das sich den Gefangenen gegenüber, hier insbesondere den Nicht-Knastkonformen, den sogenannten „Unruhestiftern“ und „subversiven Elementen“, zu diesem Personenkreis mich wohl auch dieses Knastsystem zu zählen scheint, mit permanenten Repressionen und tagtäglichen Nervereien ausdrückt. Dieses Knastsystem ist menschenunwürdig.

Es würde momentan zu weit führen, hier die unzähligen Nadelstiche aufzuführen, die dies System gegen mich und viele andere Gefangene ersonnen hat, um zu zensieren, um Gedanken und Meinungen zu unterdrücken, um Gemeinsamkeiten zu zerschlagen, kurz: um die Identität und die Selbstbestimmung als Mensch zu zerstören.

Ihre letzten Perversionen machen sie hier an der „Arbeitsverweigerung“ fest, die sie konkret mit Taschengeldsperre - also faktisch auch Einkaufssperre festmachen. Heute, am 21.2.89, folgte die Eröffnung eines gegen mich seit dem 13.2. laufenden Disziplinarverfahrens (angebliche Verweigerung beim Arbeitszwang in den anstaltsinternen Unternehmerbetrieben), und die Anstalt sanktionierte das heute mit verschärften Haftbedingungen, die sich in Isolation ausdrücken:

Um mich von den Mitgefangenen zu trennen und um das Aufkommen von Solidarität hier im Knast bereits im Keim zu ersticken, trennt mich das Knastsystem ab sofort von allen Gemeinschaften, was faktisch bedeutet: Trennung vom Hofgang, 23-Stunden-Einschluß, keine Teilnahme am gemeinschaftlichen Fernsehen und offizielle Unterhaltungen mit den Mitgefangenen, Einzelduschen, keine Möglichkeit zum geheiligten Dienst am Wochenende, keinerlei Sport- und Freizeitmöglichkeiten mit anderen Mitgefangenen usw.

Seit dem 27.1. wird mir vom Anstaltsarzt, der zwischendurch auch mal faschistoide Reden schwingt, jede weitere medizinische Behandlung verweigert, die medizinische Versorgung des Anstaltsarztes wurde am 19.2.89 beendet. Wegen meines desolaten Gesundheitszustandes bin ich dringend auf medizinische Betreuung und Versorgung angewiesen, denn durch einen unverschuldeten Arbeitsunfall in der Metallwerkstatt der JVA Meppen wurde mein körperlicher Zustand noch mehr verschlechtert, als dieser seit Beginn der Einknastung vor fast drei Jahren aufgrund mangelnder und unzureichender medizinischer Betreuung und Versorgung bereits bestanden hat.

Ich bin nicht bereit, diese Ausgeburten menschlicher Perversitäten, die sich in permanenten Repressionen klarmachen, weiterhin wie ein scheinbar „angepaßter“ Gefangener hinzunehmen, sondern mich vielmehr gegen dieses entmenschte Justiz-Knastsystem, das sich auch hier in der JVA Meppen ausdrückt, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zur Notwehr setze. Der Kampf hat begonnen.

Er hat begonnen, weil er notwendig ist. Weil er geführt werden muß. Weil er jetzt geführt werden muß. Jetzt und hier. Weil er auch hier begonnen und geführt werden muß. Gegen Entmenschlichung - Für Selbstbestimmung jetzt.

Helmut Behnke, Meppen

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