: K O M M E N T A R Eine Zensur fand statt
■ 7. Frauenwoche: Kein Jahrmarkt der Beliebigkeit (vgl. S.19)
„Wir bieten nur den Raum, und die Frauenbewegung soll sich da repräsentieren. Was kommt, nehmen wir auf, wir machen keine Zensur.“ So beschreibt Brigitte Scherer das Konzept, von dem sich die Organisatorinnen der Bremer Frauenwochen, auch sie selber, bisher leiten ließen. Das Ergebnis: Die Frauenwochen dokumentierten Aufkommen und Überschwappen neufeministischer Intellektfeindlichkeit, das Boomen und Blühen von - zudem oft schlechten - Veranstaltungen mit Mythos, Trance, Traumreisen und aller Art von (Quasi-) Therapie, von Astrologie bis Handlesen. So ergiebige Fundorte sie damit für Historikerinnen sozialer Bewegungen und Trends wurden, so unergiebig wurden sie als Fundorte von Auseinandersetzung von Frauen mit ihrem sozialen und politischen Hier und Jetzt.
In diesem Jahr zogen Frauen in der Vorbereitungsgruppe aus den unerwünschten Folgen der erwünschten Zensurphobie die Konsequenz. Und bestimmten, daß das Thema sein sollte, was sie für wichtig hielten, nicht aber der Querschnitt von allem, was sich frauenbewegt. Eine Zensur, wer und was in dieses Thema paßt, fand statt. Was Zensur heißt, kann auch Selbstbestimmung sein.
Uta Stolle
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