: SPD: Kein Interesse an Wunderwelt
■ Umweltschützer Gerold Janssen lud zur Dia-Information über das Hollerland, und keine SPD'lerIn mochte kommen / Janssen: „Die haben Angst davor, schlau zu werden“
Geredet wird nun schon seit mehr als zehn Jahren davon, aber imer noch, da ist sich Gerold Janssen sicher, „kennt kaum einer den Wert des Gebietes“. Wenn Umweltschützer Janssen von „dem Gebiet“ spricht, ist klar, was er meint: das Hollerland. Und das Hollerland ist in den letzten Wochen wieder häufiger als mögliches Neubaugebiet ins Gespräch gebracht worden. Grund für Janssen, wieder einmal eine Offensive für den Erhalt des Hollerlands zu starten.
Adressaten der Janssen-Initiative sind diejenigen, die nach SPD-Beschlußlage über die Zukunft des Gebietes zu entscheiden haben, die SPD-Basis. Denn in einem SPD-Beschluß von 1987 heißt es: „Die SPD-Bürgerschaftsfraktion wird nicht ohne Landesparteitagsbeschluß entscheiden.“ Also versandte Janssen so etwa 100 Briefe an alle möglichen Parteigliederungen und lud zu einem Dia-Vortrag über die „Wunderwelt Hollerland“. Nichts Politisches sollte es sein, sondern lediglich bebilderte Information über Flora und Fauna. Die Reaktion: Null. Ge
rold Janssen: „Die Leute haben Angst davor, schlau zu werden.“
Nicht nur deshalb ist Janssen von der Umweltpolitik von SPD und Senat enttäuscht. Nachdem er im Wahljahr 1987 ein scheinbares Umdenken erkannt hatte, stellt er nun fest: „Es hat sich nichts geändert, trotz der Öko-Aussagen.“ So fehlen Janssen jegliche Ansatzpunkte für eine Reurbanisierung der Stadt. Für große brachliegende Flächen, im Hafengebiet wie am Güterbahnhof in der Stadtmitte, bei Brinkmann in Woltmershausen wie am Weserbahnhof im Stephaniviertel, fehlt es nach seiner Ansicht an konzeptionellen Überlegungen, wie Wohnen, Ökologie und Gewerbeansiedlung zu vereinbaren sein könnten. „Die Stadt muß auch mal Geld ausgeben, um was Sinnvolles draus zu machen“, forderte er den Aufkauf der Flächen, die sich im Privatbesitz befinden.
Und selbst da, wo sich Umweltpolitik anscheinend langsam durchzusetzen beginnt, sieht Janssen mehr Alibimaßnahmen als sinnvolle Gestaltung. So wird, Entsiegelung hin oder her, im Gewerbegebiet Hollerland „jeder
Quadratmeter zugepflastert“. Und bei ökologischen Ausgleichsmaßnahmen für bebaute Flächen wird nach seiner Erfahrung „künstlich rumexperimentiert“. Sein Beispiel: „Für den geplanten Technologiepark an der Universität wollen sie Ausgleichsmaßnahmen am Kuhgraben machen. Ausgerechnet da, wo noch alles in Ordnung ist.“
Die Hoffnung, daß sich innerhalb der SPD noch etwas tut, hat der nimmermüde Kämpfer für Naturschutz fast schon aufgegeben. „Die kritischen Leute in der SPD, wenn es überhaupt noch welche gibt, die sollen anfangen sich zu wehren. Früher hieß es Betonsenat, jetzt gibt es auch eine Betonbasis.“
Wenn schon die SPD kein Interesse hat, immerhin die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, mag sich Janssens Wunderwelt-Vortrag anhören. Heute nachmittag um 17.30 lädt die HBV die „ArbeitnehmerInnen in der Wohnungswirtschaft“ zum Ökologie-Verstehen in den Kultursaal der Angestelltenkammer in der Bürgerstraße 1.
hbk
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