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„Wert des Menschen“

■ Ausstellung über die Rolle der Medizin 1918 bis 1945

Berlin (taz) - „Nach ungefähr zehn Stunden, oder es kann auch etwas länger gewesen sein, da stellten sich Brandwunden ein, und zwar am ganzen Körper. Da, wo die Ausdünstungen von diesem Gas hinkamen, war der Körper verbrannt. Blind wurden die Leute zum Teil. Das waren kolossale Schmerzen, so daß es kaum noch auszuhalten war, sich in der Nähe dieser Kranken aufzuhalten.“

Zusammen mit farbigen Fotos von Männern mit rot geschwollenen Gesichtern, zugewachsenen Augen und nässenden Ausschlägen, hervorgerufen durch einen Versuch mit Giftgas an Häftlingen des KZ Natzweiler, wird in einer Ausstellung über den „Wert des Menschen“ auch mit schriftlichen Aussagen von Betroffenen dokumentiert, wie fanatisch und gnadenlos der „medizinische Fortschritt“ während der NS-Zeit vorangetrieben wurde.

Mit dieser Ausstellung wird sich zum ersten Mal seit Alexander Mitscherlichs gescheitertem Versuch, nach dem Nürnberger Ärzteprozeß 1947 eine Diskussion über die „Medizin ohne Menschlichkeit“ anzuregen, mit dem zur Zeit stattfindenden 92.Deutschen Ärztetag in Berlin ein Ärztetag offiziell mit diesem Thema beschäftigen. Nicht nach dem Motto „schnell und eloquent bewältigen und dann vergessen“ soll diese Auseinandersetzung geführt werden, hoffen die Organisatoren Götz Aly und Christian Pross. Statt dessen möge die Diskussion über dieses Thema unter der Ärzteschaft mit „weniger Schuldzuweisung und mit mehr Selbsterkenntnis“ beginnen. Der Hinweis auf die Gegenwart wird dabei nicht ausgeschlossen: Die Forschung in der Gentechnologie führt auch heute wieder so manchen Mediziner in Versuchung, Menschen nur als Forschungsmaterial zu betrachten.

Petra Dubilski

Die Ausstellung ist bis 6.Mai im ICC Berlin, vom 21.Mai bis 1.Juni im Rathaus Schöneberg zu sehen.

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