: LEUTE VON HEUTE: Ubbelohde, Baldur / Klaus-Dieter Friedrich / Renate Künast
Abgrenzung hin, Unvereinbarkeitsbeschluß her: Wenn es um die eigene Betroffenheit geht, sieht der Berliner Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Burkhard von Walsleben, das alles nicht so eng. Obwohl er und seine Gewerkschaft es jahrelang und bis zum heutigen Tag ablehnten, mit der AL zu sprechen, ließ er jetzt in einem Brief an die AL-Fraktion diese barsch wissen, er erwarte von ihr, daß sie ihre Parteimitglieder zur Teilnahme an der Polizeidemonstration am Mittwoch auffordere. Renate Künast, sicherheitspolitische Sprecherin der Fraktion, reichte die heiße Kartoffel umgehend an das AL-Vorstandsmitglied Harald Wolf weiter. Der wußte zwar zunächst auch nicht so recht, wie darauf zu reagieren sei, meinte nach nochmaliger Lektüre aber strahlend, der Brief sei schließlich an die Fraktion gerichtet. Nur war er da bei seiner schlagfertigen Parteikollegin an die Falsche geraten. Schließlich gebe es immer noch das imperative Mandat, konterte sie cool. Den Schwarzen Peter hat nun endgültig der Geschäftsführende Ausschuß, der noch über eine Antwort nachsinnt.
Der Ex-Bezirksbürgermeister von Charlottenburg, Baldur Ubbelohde, (CDU) will etwas anderes von der AL, nämlich Geld. 20.000DM Schmerzensgeld verlangt er für eine Satire in einer Schwulen- und Lesbenzeitung, die die AL im Wahlkampf verteilt hatte. Darin wurde bedauert, daß der Mann wohl leider heterosexuell sei. Wenn Baldur Ubbelohde ehrlich wäre, müßte er eigentlich Lehrgeld zahlen. In offenbarer Unkenntnis alles Sexuellen hatte er nämlich im Januar dementiert, „homosexuell, schwul oder heterosexuell“ zu sein. Erst ein Gericht klärte den braven Christen über die Bedeutung der Termini auf. Im Bezirk hatte man sich schon darüber gewundert, wie der so erklärtermaßen Asexuelle an seine beiden Kinder gekommen war.
Ein amtierender CDU Bezirksbürgermeister ist dagegen zur Zeit schlecht auf eine SPD-Senatorin zu sprechen. Klaus -Dieter Friedrich äußerte, wie es in letzter Zeit bei der CDU üblich geworden ist, seine „Betroffenheit“ gegenüber Bundessenatorin Heide Pfarr. Auf den Schlips getreten fühlt sich der Steglitzer Friedrich, weil Frau Pfarr das traditionelle Laubenpieperfest der Berliner in Bonn, auf dem in diesem Jahr turnusmäßig der Bezirk Steglitz sich vorstellen soll, demnächst ganz anders gestalten will. Pikiert ist Friedrich vor allem darüber, daß die Genossin die US-amerikanische „Berlin-Brigade-Band“ nicht spielen lassen will. Wenn dem so ist, schmollt er, habe er selbst auch keine Lust mehr, zu kommen.
Eine ganze Gruppe von Leuten, die sonst stets das Straßenbild am Kottbusser Tor bestimmten, kommt schon jetzt nicht mehr. Die Punks, Lederjacken und Alkies sind seit dem 1.Mai trotz meist schönen Wetters und milder Temperaturen spurlos verschwunden. So konnte selbst die AL-Prominenz in Gestalt des Fraktionsgeschäftsführers Jürgen Wachsmuth und Renate Künast auch nach den Kreuzberger Ausfällen gegen Rot -Grün unbehelligt Flugblätter für eine AL-Veranstaltung „gegen die Zerstörung des Kreuzberger Kiezes“ verteilen. Niemand war zu sehen, der sie als Teile des Schweinesystems entlarven konnte.
Wie er sich einmal selbst durch hohe Zäune und geschlossene „Gates“ nicht dadurch abhielten ließ, am Grab von Karl Marx in London Blumen niederzulegen, verriet der nunmehr Regierende Bürgermeister Walter Momper in einer dieser frühschließenden englischen Whiskey-Bars. In Begleitung des heutigen Wissenschaftsstaatssekretärs Hans Kremendahl trotzte er mit revolutionärem Elan dem hohen Friedhofszaun und drang nach der regulären Öffnungszeit bis zu Kalle durch, um ihm die Blumen zu bringen. Seitdem weiß Momper aus eigener Erfahrung, warum der Friedhof so heißt, wie er heißt: Highgate. Ob es dieses ordnungswidrige Verhalten war, was den Regierenden aus Kreuzberg zu einem solch hohen Bekanntheitsgrad im britischen Außenministerium verhalf, darüber grübelt immer noch
Marianne
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen