: Selbsthinrichtungen in Oslebs
■ betr.: Der 15. Drogentote in Bremen, taz vom 6.5.89
Wie lange wollen die zuständigen Behörden eigentlich noch den unvermindert andauernden Selbsthinrichtungen abhängiger Drogengebraucher beiwohnen? Fünfzehn Tote im ersten Quartal. Das werden rund fünfzig im Jahr. Recht unergiebig, dieser Jahrgang, schütteln die Offiziellen mißmutig ihre sozial -christlich-demokratischen Köpfe. Derweil Betreiber lokaler Therapieinrichtungen Public-Relations-Touren in den Süden der Republik unternehmen. Woher auch nehmen, die Probanden, die erforderlich sind ein Haus ( Größenordnung Hohehorst ) zu unterhalten. Die Bremer Justiz hängt „väterlich“ an ihren Kunden und gibt sie nur widerwillig heraus, nach Umschiffung juristischer Winkeleisen, welche den inhaftierten Btm'lern die Kehlen schnüren wie eine spanische Garotte. Die Kostenträger, und da speziell das Sozialamt, schleppen Anträge für Kostenzusagen über deren Kaffeestubenflure durch die Jahreszeiten. So muß sich hier mancher Therapiewillige auf eine längere Wartezeit im Drogen-KZ Oslebs einrichten, um sich dann nach endlosen Warteschleifen mit einem psychischen Halbaffen(Entzug) in den ersten Stunden nach seiner „Freisetzung“ selbst zu richten. ENDLÖSUNG !
Nun ist aber nicht die „Freisetzung“ an sich verantwortlich für dessen Tod, wie mancher Jurist frohlocken zu müssen glaubt, sondern die immense Wartezeit, welche die Therapiemotivation ersterben läßt. Das ist auch die Meinung des von mir sehr geschätzten Anstaltspsychologen, Herrn Straube. Der hat immerhin seit nunmehr neun Jahren mit diesem und ähnlich gelagerten Problemen Erfahrungen gesammelt!
In die Therapien lassen SIE uns nur ungern! Methadon gibt es nur für ohnehin fast Tote (das ist nicht der Zynismus des Autors, sondern der der Praktizierenden ) !!! Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß SIE uns einer neugearteten, schleichenden Euthanasie unterwerfen. SIE glauben ernsthaft, wir werden uns mit der Zeit ganz von selbst dezimieren. Aber SIE irren, liebe Freunde der Justiz, IHR Konzept wird nicht aufgehen, der Nachwuchs blüht! Und ganz ohne dem Zutun von fiktiven Dealern, die angeblich Heroin auf Schulhöfen gegen die von Muttern mitgegebenen Nutellaknifften eintauschen !? IHR, und ihr meine Freunde wißt wen ich meine, verursacht EURE jungen Drogenabhängigen ganz allein.....UND IHR habt die Verantwortung zu tragen für ihren einsamen Tod.
Olaf Kruschke
U-Satz:!!!!
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