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Die Anderen: Basler Zeitung / Il Messaggero / Zycie Warszawy: Zu den Wahlerfolgen der Republikaner, Europawahl

Basler Zeitung

Die 'Basler Zeitung‘ kommentiert die Wahlerfolge der Republikaner

Da geben rund zwei Millionen Bundesbürger ihre Stimme einer Partei, die ein „Großdeutsches Reich innerhalb der Grenzen von 1937“, „Zeitverträge für Ausländer“ sowie billige, asylbewerberfeindliche Parolen auf die Fahnen geschrieben hat.

Da erhalten Vertreter einer ausländerfeindlichen, antisemitischen Ideologie das Sagen, deren politische Vorfahren Europa vor 50 Jahren in eine blutige Katastrophe gestürzt haben. Da schüren professionelle Demagogen mit Hilfe verfassungsfeindlicher Methoden und der Parole „Deutschland den Deutschen“ gezielt historische Emotionen.

Obwohl die Republikaner ihren Erfolg zwei Millionen Wählern verdanken, tragen die Hauptschuld am Debakel die traditionell demokratischen Volksparteien. Im Wettbewerb um die Stimmen haben sie in den vergangenen Wochen die rechtsradikalen Aktivisten um Franz Schönhuber zu wenig ernst genommen.

Il Messaggero

Der den Sozialisten nahestehende 'Il Messaggero‘ aus Rom zur Lage in der Bundesrepublik nach der Europawahl:

Die Bundesrepublik ist nun von Rassismus und Instabilität bedroht... Die Deutschen haben die Regierungskoalition bestraft, aber nicht die sozialdemokratische Opposition und die Grünen belohnt. Die Stärkung der reaktionären und fremdenfeindlichen Republikaner droht bei den nationalen Wahlen 1990 Instabilität für das gesamte System zu bringen... Die SPD erscheint vor allem im Kampf mit ihren vielen Gesichtern. Es gelingt ihr seit langer Zeit nicht, den Wählern ihre wahre Orientierung zu zeigen und die Zielgruppen der technischen Intelligenz und der Arbeiter zu erreichen.

Zycie Warszawy

Die polnische Tageszeitung meint zum gleichen Thema:

Da diese Gruppierung unter anderem auf die Fremdenfeindschaft baut, kann man aus dem Erfolg schließen, daß diese Stimmung wächst. In Straßburg wird es auch die Nationalisten Le Pens und die italienischen Neofaschisten geben, jedoch werden die Auftritte dieser Richtung aus Westdeutschland besonders kennzeichnend sein. Es hat sich auch gezeigt, daß mit dem Verlust an Einfluß durch die NPD Ende der 60er Jahre das Phänomen des Nationalismus in der Bundesrepublik durchaus nicht verschwunden ist. Im Gegenteil, er gewinnt immer mehr an Terrain.

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