: Kambodscha: Schleppende Gespräche
Am Dienstag traf sich Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen mit den Oppositionsführern in Paris / Vorbereitung auf internationale Kambodscha-Konferenz / Vietnam könnte wichtige Zugeständnisse machen ■ Von Larry Jagan
Bei einer weiteren Gesprächsrunde zwischen dem kambodschanischen Ministerpräsidenten Hun Sen und den drei Anführern der Widerstandskoalition unter Vorsitz von Prinz Sihanouk schien am Dienstag in Paris der Frieden für Kambodscha nicht näher zu rücken. Das Treffen soll die am Sonntag ebenfalls in Paris beginnende internationale Kambodscha-Konferenz vorbereiten. Am Montag hatte Hun Sen bei Gesprächen mit Prinz Sihanouk einen Waffenstillstandsplan vorgelegt, über den jedoch keine Einigung erzielt werden konnte. Hauptstreitpunkt ist die von Phnom Penh abgelehnte Regierungsbeteiligung der berüchtigten Roten Khmer.
Wie ein kambodschanischer Politiker bemerkte, bestand bei den Verhandlungen nie eine wirkliche Chance für eine schnelle Lösung. Da ausländische Staaten im letzten Jahrzehnt die Kämpfe in Kambodscha mitgetragen hätten, könne nun nur eine internationale Lösung den Krieg beendigen.
Obwohl die meisten politischen Beobachter pessimistisch sind, werden noch Hoffnungen auf die internationale Kambodscha-Konferenz gesetzt. Dort könnte es zu dem nötigen diplomatischen Durchbruch kommen. Trotz der zwiespältigen Haltung, die anfangs von USA und UdSSR eingenommen wurde, wird Außenminister James Baker die USA und sein Kollege Eduard Schewardnadse die UdSSR vertreten. Diese hochrangige Besetzung läßt auf den Abschluß zumindest einiger wichtiger Abkommen hoffen.
Spekuliert wird weiterhin über Chinas Haltung zu Kambodscha und den Roten Khmer. Obwohl Deng Xiao Ping wie üblich Prinz Sihanouk bei einem kürzlichen Besuch in Peking vor den Kopf stieß und ihm Krieg androhte, falls der Prinz die Roten Khmer zu stark in die Zange nähme, scheint auch die chinesische Führung nun nach einer Verhandlungslösung zu suchen.
Glaubwürdigen Berichten aus Phnom Penh ist zu entnehmen, daß in den letzten Wochen führende chinesische Funktionäre als Touristen oder Geschäftsleute in der Stadt - Gespräche mit Hun Sens Regierung führten. Die einflußreiche Militärzeitung 'Liberation Daily‘ aus Schanghai gab sogar kürzlich zu, daß Hun Sen die Bedingungen in Kambodscha verbessert und viel für den wirtschaftlichen Wiederaufbau getan habe. Parallel zu der kontinuierlichen Annäherung an Vietnam könnte die chinesische Führung nun auch eine Versöhnung mit Phnom Penh anstreben - möglicherweise schon nächste Woche.
Positiven Antrieb könnte die internationale Konferenz durch Vietnam erhalten. Einer glaubwürdigen Quelle in Hanoi zufolge wird Vietnam den Vereinten Nationen erlauben, den Abzug ihrer Truppen aus Kambodscha und den Zeitraum bis zu den Neuwahlen für eine Versöhnungsregierung zu überwachen.
Die internationale Konferenz wird kaum vor dem 5. September enden. Nach der Eröffnung am Wochenende sollen drei oder vier Kommissionen gebildet werden, um die verschiedenen Aspekte des Friedensprozesses zu diskutieren. Obwohl das Ende der Konferenz mit der Eröffnung der Plenarsitzungen der Vereinten Nationen zusammenfallen wird, ist kaum bis dahin ein Friedensabkommen zu erwarten, das nur noch von den Vereinten Nationen ratifiziert werden müßte. Doch bei den Friedensverhandlungen zu Kambodscha sind schon andere Dinge passiert.
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