: Bakterien-Alarm für Zehlendorfer Pohlesee
■ Stadtrat Benneter warnt: In Pohlesee, Stölpchensee und Kleinem Wannsee nicht baden! / Kolibakterien im Pohlesee bedrohen Badende mit Durchfall und Darmerkrankungen / Der Senat kannte die Gefahr seit zwei Wochen / Badeverbot möglich
Zehlendorfs Gesundheitsstadtrat Klaus Uwe Benneter (SPD) schlug gestern Alarm. Vom Baden in Pohlesee, Stölpchensee und Kleinem Wannsee riet der Stadtrat „dringend“ ab. Grund: Im Pohlesee fanden Mitarbeiter der Senatsgesundheitsverwaltung ein Übermaß an Kolibakterien. Weil der See mit Stölpchensee und Kleinem Wannsee zu einer Seenkette verbunden ist, dehnte der Stadtrat seine Warnung auch auf diese Gewässer aus. Die „coliformen Bakterien“, die sich in zu großer Zahl im Pohlesee tummeln, könnten Durchfall und Darmerkrankungen auslösen, warnte Benneter. Bereits am 11.Juli, bestätigte gestern die Senatsgesundheitsverwaltung, habe man bei Routineuntersuchungen festgestellt, daß im Pohlesee der Grenzwert für die Bakterien überschritten wurde. Die EG -Badegewässerverordnung erlaubt maximal 10.000 der coliformen Bakterien pro 100 Milliliter Wasser. Ermittelt wurde ein Wert, der irgendwo zwischen 10.000 und 20.000 liegt. Genaueres konnte der zuständige Mediziner in der Behörde von Gesundheitssenatorin Stahmer (SPD) gestern nicht sagen. Der Wert liege immer noch weit unter der Gefahrenschwelle, beruhigte der Stahmer-Mitarbeiter. Benneter verwies gestern jedoch auf den EG-Leitwert für Badegewässer: Danach wird den EG-Staaten empfohlen, auf einen Gehalt von 500 Bakterien „hinzuwirken“.
Die Senatsgesundheitsverwaltung hatte bisher auf eine Warnung verzichtet. Sie wollte erst eine Kontrolluntersuchung abwarten. Heute wurde die Probe gezogen; das Ergebnis liegt dann Anfang nächster Woche vor. „Es könnte sein, daß man zu dem Schluß kommt, in diesen drei Seen das Wasser nicht mehr zu empfehlen oder sogar zu verbieten“, bestätigte der Stahmer-Mitarbeiter. Seien in der Tat zuviele Kolibakterien im Wasser, deute das jedenfalls auf eine stärkere „Fäkalienbelastung“ hin. In Stahmers Behörde hielt man es gestern für möglich, daß der Teltowkanal die Seenkette verschmutzt hat. Mögliche Quelle der Bakterien: die Klärwerke der Wasserbetriebe.
Die Behauptung des Stadtrats, im Pohlesee sei der Grenzwert nun „erneut“ überschritten worden, wollte man in der Gesundheitsverwaltung nicht gelten lassen. Bislang habe das Wasser des Pohlesees die EG-Grenzwerte stets erfüllt. Auch die anderen Berliner Seen seien, gemessen an der EG -Richtlinie, sauber.
hmt
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