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Jugoslawien-betr.: "Es ist schlimmer als Tod", taz vom 17.8.89

betr.: „Es ist schlimmer als Tod“, taz vom 17.8.89

In dem Vorwort des Interviews wird behauptet: „Seine (Paragas) Mitgefangener Brajder starb in der Untersuchungshaft“. Dadurch könnte der Eindruck erweckt werden, Brajder sei eines natürlichen Todes gestorben. Wahr ist, daß Brajder infolge schwerer physischer Tortur, der er durch jugoslawische Staatssicherheitsbeamte ausgesetzt war, gestorben ist.

Daß es sich bei der „großangelegten Kampagne“ der jugoslawischen Medien, die Paraga „Zusammenarbeit mit terroristischen kroatischen Emigrantenorganisationen“ zu unterstellen versucht, wirklich um eine Konstruktion handelt, bezeugt schon die Tatsache, daß Paraga gerade von führenden Staats- und Regierungspersönlichkeiten der BRDeutschland, der USA und Kanadas, also der Länder, die ihre Überempfindlichkeit gegenüber kroatischen Exil -Organisationen mehrmals bewiesen haben, empfangen worden ist. Wenn Paraga den geringsten Kontakt mit sogenannten „kroatischen Terroristen gehabt hätte, hätte dies nicht nur ein Hindernis für sein politisches Engagement in der BRD, den USA und Kanada dargestellt, sondern hätte den USA- und Kanadabehörden auch als Grund gedient, ihm das Einreisevisum zu verweigern. Die Vorwürfe, die ihm jugoslawische Medien machen, sind also mehr als lächerlich. (...)

Boze V., Mannheim

(...) Das von Paraga ins Leben gerufene Kroatische Komitee für Menschenrechte ermittelte 2.500 Gewissensgefangene in ganz Jugoslawien. Das steht auch im Text des Interviews, aber in der Unterzeile und im vorletzten Absatz ist nur von 1.500 die Rede. Gewiß: Auch „nur“ 1.500 sind schon 1.500 zuviel. Wenn vor wenigen Wochen die Abgeordnete Herta Deubler-Gmelin im Funk so selbstsicher beteuerte, es sei allgemein bekannt, daß es heute in Polen und Jugoslawien keine politischen Gefangenen gibt, dann sind die 1.500 ein Fortschritt - in der Information. Bei der ai in München legte Paraga Unterlagen über 2.500 Häftlinge vor, was in den hiesigen Medien durchkam. Die jugoslawische Presse greift ihn synchron an als Lügner, Terroristenhelfer etc., aber selbst da wird die Zahl 2.500 nicht behandelt, das heißt auch: nicht geleugnet. Warum wohl? Weil es möglicherweise herauskäme, daß sie eher zu niedrig ist. Statt Perestroika feiert der Spätstalinismus in Jugoslawien fröhliche Urständ.

Berislav B., Hofheim

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