: EINWEISUNG
„Ein Teil dieser Hilfsbedürftigen (die Fürsorgeleistungen in Anspruch nehmen mußten) war allerdings nicht erst durch den Umzug in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Viele Berliner Bezirke, denen bestimmte Wohnungskontingente im Märkischen Viertel zur Belegung zustanden, hatten in den ersten Jahren die Gelegenheit ergriffen, sich von bereits seit langem unterstützungsbedürftigen, sozial labilen und zum Teil auch offenkundig asozialen Familien zu trennen. Da wurden einkommensschwache, kinderreiche Familien eingewiesen, aus deren Unterlagen bereits klar hervorging, daß sie die künftige Miete nicht würden bezahlen können, da sie nahezu fünfzig Prozent ihres geringen Einkommens ausmachte. Mit dem zehn- bis zwölffachen ihrer bisherigen Miete sahen sich im rechten Umgang mit Geld oft ohnehin nicht sehr geübte ehemalige Bewohner von Obdachlosensiedlungen konfrontiert. In manchen Fällen zeigte sich neben der Unfähigkeit aber auch blanke Unlust zur Zahlung der Miete.“
Aus: Alexander Wilde, „Das Märkische Viertel“
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