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Sylter Schießplatz lahmgelegt

■ Seit Sonntag nacht halten Naturschützer und Friedensaktivisten den Bundeswehrschießplatz auf der Nordseeinsel besetzt / Schießübungen mitten zwischen Naturschutzgebieten

Berlin (taz) - Während andere Camper ihre Zelte gerade winterfest eingemotten hatten, haben in der Nacht zum Sonntag rund 30 Sylter Naturschützer und Friedensaktivisten ihre Campingutensilien wieder ausgepackt. Schlag Mitternacht zogen sie am 1. Oktober auf den nördlichsten Schießplatz der Bundeswehr in der Inselgemeinde Liszt, ließen sich dort häuslich nieder und erklärten das militärische Terrain fortan für besetzt. Ihr Protest gilt der „Schießsaison“ der Bundeswehr, die in Liszt jedes Jahr pünktlich zum 1.Oktober, wenn das Gros der Touristen die Nordsee-Luxusinsel verlassen hat, mit donnernden Tiefflügen und Schüssen eröffnet wird. Den ganzen Winter über ballern dann Stoltenbergs Mannen aus Flugzeugen heraus auf die rund 200 grell markierten Tonnen, die auf dem Liszter Schießplatz als Zielobjekte deponiert sind.

Der Schießplatz mit seinem winterlichen Getöse liegt jedoch genau zwischen zwei Naturschutzgebieten, der Ruhezone 1 des Naturschutzparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und dem Naturschutzgebiet „Ellenbogen“, in denen vor allem mit Rücksicht auf seltene Vogelarten eigentlich strengste Ruhe angeordnet ist. Diesen „ständigen Verstoß gegen das Naturschutzgesetz“ durch die Bundeswehr und den ständigen Lärm über ihren Köpfen wollen die Mitglieder der „Bürgerinitiative gegen die Schießübungen im Watt und anderswo“ jetzt nicht mehr hinnehmen. Trotz kräftigen Regens haben sich die BesetzerInnen auf einen längeren Aufenthalt eingestellt. Bis Redaktionsschluß gestern nachmittag blieben sie von Polizei und Bundeswehr offenbar unbehelligt.

Ve.

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